Islam und Koran

Die Heirat von Kindern

Alle großen Rechtschulen des Islam sind sich einig, dass es keine Altersbegrenzungen für Eheschließungen gibt. Die Heirat mit Kindern ist deshalb gängig in islamischen Ländern. Der heilige Koran sagt jedoch etwas anders…

 

Die Heirat von Kindern
Prof. Dr. A.  Bayındır
Der Islam hat ein bestimmtes Alter zum Heiraten festgelegt, vor dem es nicht gestattet ist. Dieses Alter hat zwei Merkmale: Die Pubertät und die Vernünftigkeit.
Die Pubertät ist das sexuelle und körperliche Erwachsensein, gekennzeichnet bei den Jungen durch deren Fähigkeit, zu ejakulieren, und bei den Mädchen durch die monatliche Periode.
Die Vernünftigkeit ist ein geistiges Erwachsensein, gekennzeichnet durch die geistige Fähigkeit, die privaten und persönlichen Angelegenheiten selbst bewältigen und meistern zu können.
Die Gelehrten behaupteten leider, es gäbe kein bestimmtes Alter zum Ausstellen einer Heiratsurkunde. Daher durfte ein Tutor ein kleines Mädchen oder einen kleinen Jungen verheiraten, wenn er Vorteile in dieser Heirat sah. Einige gingen so weit, dass sie die Heirat von Säuglingen erlaubten. Sie haben diesbezüglich viele unmögliche Einzelheiten aufgezählt, die mehr als beschämend sind. So etwas könnte man sich nicht einmal vorstellen.
Wir müssen hier noch einmal betonen, dass das Heiraten von Jüngeren vor der Pubertät nicht gestattet ist. Die Pubertät alleine reicht aber zum Heiraten nicht aus. Es muss noch dazu die geistige Vernünftigkeit, wie wir sie oben erklärt haben, kommen. Das Alter der Vernünftigkeit ist abhängig von der Person selbst. Unser Beweis dafür ist, was im Koran steht und was Mohammed gesagt hat und wozu eine weise Überlegung hinführt. Alleine das Bedenken und das genaue Studieren und Verstehen des Korans und dessen Versen ist der einzig richtige Weg zum Erreichen von Gottesurteilen.
Gottesurteile sind endgültige und nicht widerlegbare Entscheidungen. Wer danach handelt, der kann niemals irregeleitet werden. Wir lesen jetzt den 6. Vers, und dann die Verse 2 und 3 des Kapitels 4 (An-Nisa)[1], die verdeutlichen, dass die Pubertät und die Vernünftigkeit zwei unabdingbare Bedingungen zum Heiraten sind:

وَابْتَلُوا الْيَتَامَى حَتَّى إِذَا بَلَغُوا النِّكَاحَ فَإِنْ آنَسْتُمْ مِنْهُمْ رُشْدًا فَادْفَعُوا إِلَيْهِمْ أَمْوَالَهُمْ …. (6)

,,Und prüft die Waisen, bis sie die Ehereife erreicht haben; und wenn ihr in ihnen Vernunft wahrnehmt, so händigt ihnen ihr Gut aus.”[2]
Die  Gottesaussagen   إِذَا بَلَغُوا النِّكَاحَ (die Ehereife erreicht) und
آنَسْتُمْ مِنْهُمْ رُشْدًا (wenn ihr in ihnen Vernunft wahrnehmt) ist der Beweis dafür, dass im Islam die Pubertät und die Vernünftigkeit die Bedingungen für die Gültigkeit einer offiziellen Heirat sind. In diesem Vers befiehlt Gott den Leuten, die über die Waisen entscheiden, diesen ihr Gut auszuzahlen, wenn sie die Pubertät erreichen und Vernunft in ihrem Verhalten zeigen. Im 2. Vers des gleichen Kapitels gibt Gott den Befehl, den Waisen ihr Gut zu geben: وَآتُوا الْيَتَامَى أَمْوَالَهُم (2 (Und gebt den Waisen ihr Gut,…) und man kann diesen Vers nur in Verbindung mit dem 6. Vers zutreffend verstehen, in dem die Bedingung für die Auszahlung steht, nämlich: eine vernünftige Handlungsfähigkeit an ihnen festzustellen. So ist ebenfalls die vernünftige Handlungsfähigkeit eine zusätzliche Bedingung für die Heirat. Gott spricht im 3. Vers des gleichen Kapitels über das Heiraten von den Waisen. Es können also in diesem Zusammenhang nur diejenigen Frauen von ihnen verstanden werden, die Vernünftigkeit zeigen.
Die betreffenden Verse und Überlieferungen:
Vers 21, Kapitel 4 (An-Nisa):

وَكَيْفَ تَأْخُذُونَهُ وَقَدْ أَفْضَى بَعْضُكُمْ إِلَى بَعْضٍ وَأَخَذْنَ مِنْكُمْ مِيثَاقًا غَلِيظًا

,,Wie könnt ihr es (denn wieder an euch) nehmen, wo ihr doch zueinander eingegangen seid und sie eine feste Verpflichtung von euch entgegengenommen haben?”[3]
Welche feste Verpflichtung kann ein kleines Mädchen entgegennehmen? Und welche feste Verpflichtung kann ein kleiner Junge denn geben? Richtet der Koran denn seine Befehle an Menschen, die nicht fähig sind, diesen Befehlen Folge zu leisten? Das wäre ja absolut unsinnig!
Vers 19, Kapitel 4 An-Nisa:

يَا أَيُّهَا الَّذِينَ آمَنُوا لَا يَحِلُّ لَكُمْ أَنْ تَرِثُوا النِّسَاءَ كَرْهًا

,,Ihr Gläubigen! Es ist euch nicht erlaubt, Frauen (nach dem Tode ihres Mannes) wider (ihren) Willen zu erben.“[4]
Stellt denn das Verheiraten kleiner Mädchen nicht eine ähnliche Situation dar?
Vers 21, Kapitel 30 (Ar-Rum):

وَمِنْ آيَاتِهِ أَنْ خَلَقَ لَكُمْ مِنْ أَنْفُسِكُمْ أَزْوَاجًا لِتَسْكُنُوا إِلَيْهَا وَجَعَلَ بَيْنَكُمْ مَوَدَّةً وَرَحْمَةً إِنَّ فِي ذَلِكَ لَآيَاتٍ لِقَوْمٍ يَتَفَكَّرُونَ

,,Zu Seinen Zeichen gehört, dass Er euch aus eurer Art Gattinnen erschaffen hat, damit ihr bei ihnen Geborgenheit (Ruhe) findet, und Er hat zwischen euch Liebe und Barmherzigkeit bewirkt. Darin sind Zeichen für Menschen, die nachdenken können.“[5]
Welche Art von Geborgenheit und Ruhe kann ein Mann bei einem kleinen Mädchen, das noch nicht vernünftig ist, finden? Der Vers deutet hier sehr klar darauf hin, dass der Sinn der Heirat Ruhe und Geborgenheit sind und nicht alleine ein Erfüllen der sexuellen Bedürfnisse. Die Heirat mit einem noch nicht vernünftigen, kleinen Mädchen würde weder Ruhe noch Geborgenheit bringen. Das wäre ein deutliches Abirren von der uns empfohlenen göttlichen Weisheit.
Der Prophet Mohammed (S.A.W.S.) [6] sagt: ,,Eine Jungfrau soll gefragt werden, ob sie heiraten möchte.“ Ein kleines Mädchen kann man gar nicht fragen. Da muss man solange warten, bis mit einer realen Antwort gerechnet werden kann. Das wird erst dann möglich, wenn man eine klare Vernünftigkeit in dessen Verhaltensweisen sieht. Eine verantwortliche Person ersten Grades, wie z. B. der Vater, oder andere nahe Verwandte und schließlich auch ein beauftragter Tutor, können einem kleinen Mädchen gegenüber nur dafür Sorge tragen, dass es Schutz, Erziehung, Unterkunft und Pflege hat. Es gehört nicht zu ihren Aufgaben, es zum Heiraten zu zwingen. Die Entscheidung über die Heirat liegt immer in der Hand derjenigen Person, die heiraten würde, wenn sie dazu in der Lage wäre, das bedeutet, wenn sie die Pubertät bereits erreicht hat und man feststellt, dass ihre Handlungen vernünftig sind, wie dies die oben erwähnten Verse von Kapitel 4 (An-Nisa) zeigen.
Mohammed sagt auch: ,,Wenn eine Frau ohne die Erlaubnis ihres Tutors heiratet, ist ihre Heirat nicht gültig.“ Hier wird deutlich, dass die betreffende Aktion des Heiratens ja die Frau selbst mit ihrem Willen  durchführt. Das Letzte ist aber von einem kleinen Mädchen nicht zu erwarten oder zu akzeptieren. Es muss alt genug sein, damit es vernünftig entscheiden kann.
Die reine Natur (,,Fitrat“) ist gegen das Heiraten von Kindern. Es wird zusätzlich durch gesundes Denken abgewiesen. Nur ein psychisch Kranker oder ein abnormaler Mensch könnte eine Heirat mit einem Kind begehren. Gott schuf die Menschen so, dass sie die Nähe eines Gleichgesinnten brauchen. Die Heirat eines älteren Mannes mit einem kleinen Mädchen oder die Heirat eines kleinen Jungen mit einer älteren Frau hat keinen Bezug zum ,,Gleichgesinnten“.
Die Heirat verlangt eine ernsthafte Verantwortlichkeit. Sie ist kein Spiel oder Zeitvertreib. Es ist ein neues Leben voller Verantwortungen eines jeden Ehepartners gegenüber dem anderen. Man darf ja Kinder nicht einmal für Dinge zur Verantwortung ziehen, die weit weniger ernsthaft sind als eine Ehe. Wie kann man also überhaupt daran denken, sie mit der Verantwortung einer Ehe zu belasten, die ihre geistigen Fähigkeiten total übersteigt?
Die Beweise gegen die Behauptungen der Richtigkeit der Heirat von Kindern:
Der Vers 4 des Kapitels 65 (At-Talaq) besagt:

وَاللَّائِي يَئِسْنَ مِنَ الْمَحِيضِ مِنْ نِسَائِكُمْ إِنِ ارْتَبْتُمْ فَعِدَّتُهُنَّ ثَلَاثَةُ أَشْهُرٍ وَاللَّائِي

لَمْ يَحِضْنَ

,,Für eure Frauen, die keine Menstruation mehr erwarten, beträgt die Wartezeit drei Monate, wenn ihr Zweifel hegt. Die gleiche Wartezeit gilt für Frauen, die keine Menstruation haben.“[7]
Sie wollen die Gottesaussage ,,die noch keine Menstruation haben“
(وَاللَّائِى لَمْ يَحِضْن) als Beweis für die Gültigkeit ihrer Behauptung zum Heiraten   jüngerer Mädchen auch vor der Pubertät nehmen, denn sie behaupten, diese gehören zur Gruppe der Frauen, die (noch) keine Menstruation haben.
Sie ersetzten das arabische Indefinitpronomen  لَمْ ( lam; keine)  durch لما (lama; noch keine). Mit diesem sprachlichen Kunstgriff heißt dann der Vers  ,,Frauen, die noch keine monatliche Blutung haben”, sodass die Bedeutung gemäß ihren Gelüsten verfälscht ist.
Der eigentliche Vers meint nicht die jüngeren Mädchen, die noch nicht ihre erste Blutung bekamen, sondern die Frauen, die länger als 3 Monate keine Monatsblutung mehr hatten. Auch die Frauen, die überhaupt keine Periode haben, sind mit diesem Vers gemeint.
Es gibt die Behauptung, dass der Prophet Mohammed Aischa geheiratet habe, als sie 9 Jahre alt war. Dazu haben wir folgende Einwendungen zu machen:
A)    Das entspricht nicht den oben erwähnten Versen, die über die Bedingungen der Heirat sprechen, nämlich das Erreichen der Pubertät und des Alters der Vernünftigkeit. Es deckt sich nicht einmal mit den Aussagen Mohammeds selbst bezüglich dieses Themas überein. Also muss man sofort  damit aufhören, solche Lügengeschichten über Mohammed als Beweis zu bringen.
B)    Einige sagen, dass Mohammed Aischa geheiratet habe, bevor die Verse herabgesandt wurden, die dies verbieten. Das kann auf keinen Fall akzeptiert werden, weil die gesunde Natur eines jeden normalen Menschen eine solche beschämende Heirat mit einem kleinen Mädchen ablehnt. Wollen wir denn Mohammed eine krankhafte Natur zuschreiben? Das ist ein Ding der Unmöglichkeit!
C)   Es gibt sehr viele andere Überlieferungen über Mohammed, die besagen, dass Aischa über 18 Jahre alt war, als er sie heiratete. Das entspricht dem eher, was im Koran steht, der die Pubertät und die Vernünftigkeit zum Heiraten voraussetzt.
======================================================
Übersetzer ins Deutsche
Prof. Dr. A. Gehani
Istanbul
25.01.2017
Deutschsprachige Aufsicht:
Hatice Göktaş
 
[1] Die Übersetzungen der Koranverse im Text sind folgendem Link entnommen: http://www.ewige-religion.info/koran/
[2] M. A. Rassoul
[3] Rudi Paret
[4] Rudi Paret
[5] Azhar
[6] S.A.W.S. ist die Abkürzung von dem arab. Satz: S für Salla-Allahu, A für Aleyhi, W für Wa, S für  Sallam, was so viel wie: O Gott, Gnade über Mohammed, bedeutet
[7] Azhar

4 Kommentare

  • Wieso werden hier die Hadith nicht aufgelistet, worin es heißt, dass Aisha 18 Jahre alt war, als sie mit den Propheten heiratete?
    Sprachlich überzeugend ist der Text leider auch nicht geschrieben, die Argumentation ist sehr schwach. Ich kenne Islamgegner und ihre Argumente. Sie können diesen Text in einer Minute mit ihren Argumenten zur Nichte machen.

    • Nein, nicht eine einzige Überlieferung des Mohmmed’s (der Friede sei mit Ihm) wird abgelehnt. All seine Überlieferungen sind wichtige historische Funde, die genauestens überprüft werden müssen.
      Eines muss klar gestellt werden! Bei unserem Glaubensbekenntnis, bezeugen wir, dass der Nabi Allah’s (Mohammed) gleichzeitig auch ein Diener Allah’s ist. Also können seine Aussagen keinen höheren Stellewert haben, als die klaren Anweisungen die Allah in seinem hinabgesanten Buch uns vorträgt.
      Der Nabi Mohammed hat alles, was er uns vorgelebt und ausgesprochen hat, aus dem Buch Allah’s entnommen und in seinem Leben für uns beispielhaft vorpraktiziert. Er ist für uns in dieser Beziehung ein großer Vorbild. Er hat nicht eine etwaige Befähigung, die Regeln des Korans auszuhebeln oder gar ungültig zuerklären. Die ungeschützten uns überlieferten Aussagen müssen wir (leider) jedesmal fachmännisch einer Korankonfirmität unterziehen. Erst wenn dieses mit dem Koran im Einklang steht, können wir die Vermutung anstellen, dass sie tatsächlich vom Nabi stammt. Dadurch können wir uns sicherer fühlen, dass wir die ensprechenden Stellen des Koran richtig verstanden zu haben.
      Die Überlieferungen, denen wir nicht die Konformietät nachweisen können, lehnen wir aber dennoch nicht ab. Diese stellen wir lediglich für spätere Verwendung vorübergehend zur Seite.
      Ledichlich die untertellten Übertragungen, die klar gegen die offenen Aussagen des Korans in Widerspruch stehen, müssen wir zwangsweise ablehnen. Wir müssen dann sagen, dass diese Übertragung nicht vom Nebi stammen kann.

  • Bevor ein Erlaubnis des Schöpfers abgelehnt wird sollte zunächst, die Behauptungen derer die einen Verbot aussprechen, genauer untersucht werden, ob diese einen festen Beweis in der Hand haben. Ich befürchte, Sie werden keinen sicheren Nachweis finden.

Unsere Instagram Seite