Islam und Koran

Den Koran neu denken – Prof. Dr. Hasan Onat

Den Koran neu denken
von Prof. Dr Hasan Onat
Im Koran wird der Mensch an ungefähr 300 Stellen dazu aufgefordert, nachzudenken:  „Wollt ihr denn nicht begreifen?“ , „Bedenkt ihr denn nicht?“ Diejenigen, die ihre Vernunft nicht gebrauchen wollen, auf die lässt Allah Seinen Zorn herab (10/100). Der Koran spiegelt die Barmherzigkeit des Schöpfers wieder und wurde dem Menschen als höchster „Ratgeber“, „Erlöser“ , als „wahrer Wegweiser“ und  “ Quelle der Barmherzigkeit“ offenbart.
Betrachtet man den Koran fern von Vorurteilen, wird deutlich, dass durch den Koran alles geformt, aufrecht gehalten und gesegnet wird. Wenn man jedoch den Koran mit der verzerrten Wahrnehmung der Menschen betrachtet,  stellt sich die Frage, warum Muslime keine Kenntnis über den Inhalt des Korans haben. Die Wahrnehmung der Menschen ist oft im Widerspruch zum Koran. Dies bedeutet, dass es die Pflicht jedes Einzelnen ist, den Koran neu zu erfassen.
Vor 14 Jahrhunderten wurde der Koran in einer Wüste offenbart, um die Menschheit stets aus den Finsternissen zum Licht zu führen.
„Ein Buch, das Wir zu dir hinabgesandt haben, auf dass du die Menschheit aus den Finsternissen zum Licht führen mögest nach ihres Herrn Gebot auf den Weg des Allmächtigen, des Preiswürdigen“ (14/1)
Durch den Koran wurde das Interesse für Wissen und Bildung erweckt. Der Grundsatz hierfür ist aus dem Koran zu entnehmen:
„Die auf das Wort hören und dem Besten von ihm folgen. Sie sind es, denen Allah den Weg gewiesen hat, und sie sind es, die mit Verstand begabt sind.“ (39/18)
Heutzutage werden den Lehren im Koran keine Beachtung geschenkt. Darüber hinaus kommen unbegreifliche Äußerungen hinzu, wie z.B : “ Wie sollen wir denn mit unserem Menschenverstand den Kuran verstehen?“
Allah, der Erhabene sagt im Koran:
“ Wir haben es als einen arabischen Koran hinabgesandt, auf dass ihr begreifen möget“ (12/1) ;
„Wir haben den Koran leicht gemacht, danach zu handeln..“ (54/17).
Dennoch bemühen sich viele Muslime nicht, den Koran zu verstehen. Der Koran wird als das heilige Buch betrachet, das der Mensch mit bloßem Verstand nicht verstehen kann. Die Behauptung, der Koran sei nicht zu verstehen, ist eine Verleumdung gegenüber dem Koran. Einige behaupten, dass nur „auserwählte“ Menschen den Koran verstehen können, und andere Menschen das Wissen nur von ihnen erlangen können. Diese Einstellung ist im Widerspruch zum Koran. Es besteht keinerlei Zweifel, dass diejenigen, die sich bemühen, den Koran besser verstehen können. Jedoch liegt der Unterschied nur beim Wissensstand der Menschen, denn jeder Mensch hat die Möglichkeit sich mit dem Koran zu befassen. Der Koran ist ein Buch, das jederzeit und allerorts zu verstehen ist. Jeder Mensch, der ein besseres Verstädnis haben will, kann vom Wissen anderer Gebrauch machen. Jedoch spricht der Koran jeden eizelnen Menschen an.  Jeder Muslim ist für sich selbst verantwortlich, was bedeutet, dass er seinen Verstand gebrauchen sollte und versuchen sollte die Grundlagen im Koran zu  verstehen. Den Koran zu verstehen, liegt nicht nur bei einer Person. Jemand der arabisch spricht, jedoch kein religiöses Wissen hat, ist einem Menschen, der den Koran in türkischer Übersetzung liest, gleichzusetzen.
Zwei grundlegende Irrtüme sind an dieser Stelle zu betonen.
1. Manche Menschen glauben, dass diejenigen, die den Koran lesen, auch arabisch beherrschen. Jedoch liegt hierbei ein Missverstädnis vor.
2. Jemand der die arabische Sprache beherrscht, ist nicht zwingendermaßen ein Gelehrter. Arabisch ist wie jede andere Sprache, die der Mensch entdeckt hat.
Der Koran ist auf arabischer Sprache, weil Allah den Propheten die Offenbarung in ihrer Sprache herabsandte. Die arabische Sprache ist nicht heilig oder bedeutsamer als andere Sprachen. Im Koran wird dies deutlich:
„Wir schickten keinen Gesandten, es sei denn mit der Sprache seines Volkes, auf dass er sie aufkläre. Dann erklärt Allah zum Irrenden, der Irre gehen will, und führt den richtig, der den geraden Weg gehen will. Denn Er ist der Allmächtige, der Allweise“ (14/4).
Um die Grundlagen der Religion zu kennen, muss ein Muslim nicht die arabische Sprache beherrschen könnnen. Wenn man jedoch anderen Menschen den Islam vermitteln möchte, muss man arabisch sprechen, den Koran verstehen können und sich im Lichte des Korans bewegen.
Der Koran wurde offenbart, um dem Menschen das Menschsein begreiflich zu machen und den Menschenverstand zu fördern. Der Mensch muss seinen Verstand gebrauchen wissen, damit er sich selbst, die Umgebung und alle Geschehnisse um ihn herum wahrnehmen kann. Dies wird durch den Koran bekräftigt. Diejenigen, die wahrhaftig ihren Verstand gebrauchen, können die Wahrheit erkennen und die Lehren aus dem Koran entnehmen. Der Kuran wird für den, der ihn versucht zu verstehen, einleuchtend und begreifbar.
Allah, der Erhabene sagt zu denen, die bedenken:
„(Oh Mohammed)! Dies ist ein gesegnetes Buch, das Wir zu dir hinabgesandt haben, damit sie über seine Zeichen nachsinnen und damit diejenigen bedenken, die Verstand besitzen (38/29).
Der Zustand,in dem sich die Muslime befinden, legt ihnen die Verantwortung auf, den Koran neu zu denken. Dies wäre für den Mensch als Individuum ein neuer, jedoch bedeutender Schritt.
 
 
Aksam Zeitung 03.08.2011

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