Islam und Koran

Die Notwendigkeit des Glaubens an die Engel

Der Glaube an die Engel ist eine der Grundsätze des islamischen Glaubens. In dieser Arbeit wird die Funktion und die Bedeutung der Engel erläutert.

Die Notwendigkeit des Glaubens an die Engel
Dr. Jamal Najim

Müssen wir denn auch an die Engel glauben?

Wir glauben an Gott. Das ist schön und gut. Aber müssen wir noch dazu auch an die Engel glauben? Warum denn?
Der Glaube an die Engel ist einer der Hauptsӓulen des Glaubens im Islam. Gott erwӓhnt in Kapitel (2) Al-Baqara (Die Kuh), Vers 285, dass der Gesandte Mohammed an alles, was zu ihm von Gott herabgesandt wurde, glaubt, und auch alle anderen Glӓubigen, jeder glaubt an Gott, seine Engel, seine Schriften und seine Gesandten.
سورة البقرة(2):
آمَنَ الرَّسُولُ بِمَا أُنْزِلَ إِلَيْهِ مِنْ رَبِّهِ وَالْمُؤْمِنُونَ كُلٌّ آمَنَ بِاللَّهِ وَمَلَائِكَتِهِ وَكُتُبِهِ وَرُسُلِهِ لَا نُفَرِّقُ بَيْنَ أَحَدٍ مِنْ رُسُلِهِ وَقَالُوا سَمِعْنَا وَأَطَعْنَا غُفْرَانَكَ رَبَّنَا وَإِلَيْكَ الْمَصِيرُ (285).
,,(285) Der Gesandte (Allahs) glaubt an das, was von seinem Herrn (als Offenbarung) zu ihm herabgesandt worden ist, und (mit ihm) die Gläubigen. Alle glauben an Allah, seine Engel, seine Schriften und seine Gesandten – wobei wir bei keinem von seinen Gesandten (den anderen gegenüber) einen Unterschied machen. Und sie sagen: Wir hören und gehorchen. (Schenk uns) deine Vergebung, Herr! Bei dir wird es (schließlich alles) enden” .
Die Engel werden im Koran 75 mal in 33 Kapiteln erwӓhnt. Dies deutet auf die Wichtigkeit und Notwendigkeit des Glaubens an die Engel hin.
An die Engel NICHT zu glauben, gleicht einem AUSTRITT aus dem Islam! Gott sagt in Kapitel 4, An-Nisaa, die Frauen, Vers 136, dass  sich der schwer irrt, wer weder an Gott noch an seine Engel noch an seine Schriften noch an seine Gesandten noch an den Tage der Auferstehung glaubt.
:(4)سورة النساء
يَا أَيُّهَا الَّذِينَ آمَنُوا آمِنُوا بِاللَّهِ وَرَسُولِهِ وَالْكِتَابِ الَّذِي نَزَّلَ عَلَى رَسُولِهِ وَالْكِتَابِ الَّذِي أَنْزَلَ مِنْ قَبْلُ وَمَنْ يَكْفُرْ بِاللَّهِ وَمَلَائِكَتِهِ وَكُتُبِهِ وَرُسُلِهِ وَالْيَوْمِ الْآخِرِ فَقَدْ ضَلَّ ضَلَالًا بَعِيدًا (136).
,,O ihr Gläubigen, glaubt an Allah und Seinen Gesandten und an das Buch, das Er Seinem Gesandten herabgesandt hat, und an die Schrift, die Er zuvor herabsandte. Und wer nicht an Allah und Seine Engel und Seine Bücher und Seine Gesandten und an den Jüngsten Tag glaubt, der ist wahrlich weit irre gegangen” .
 

1.  Warum ist der Glaube an die Engel Pflicht?

In der ersten Hӓlfte des vorigen Verses  wird der Grund dafür erwӓhnt, warum wir an die Engel glauben müssen.
Die Schrift (der Koran), die an Mohammed herabgesandt wurde, und die anderen Schriften, die an die anderen Propheten vor Mohammed herabgesandt worden waren, waren durch die  Engel übermittelt worden.
Folglich können wir nicht an die Schrift glauben, ohne dass wir an die Überbringer (die Engel) glauben.
Es ist eine Selbstverstӓndlichkeit, dass wir wissen müssen, wer die Schriften überbrachte, wenn wir an die Propheten glauben wollen.
Nachdem Gott den Glauben an Ihn und an die Schrift, die Er an seinen Propheten entsandt hatte, beordert hat, hat Er direkt danach im gleichen Vers ergӓnzt, dass das Verleugnen der Engel ein großer Irrtum ist; dies macht alle anderen Sӓulen des Glaubens zunichte, denn sie (die Engel) sind ja schließlich die Postboten, die die Schriften Gottes den Propheten überbringen.
Gott sagt in Kapitel (16) An-Nahl (die Bienen), Vers 2:
يُنَزِّلُ الْمَلَائِكَةَ بِالرُّوحِ مِنْ أَمْرِهِ عَلَى مَنْ يَشَاءُ مِنْ عِبَادِهِ أَنْ أَنْذِرُوا أَنَّهُ لَا إِلَهَ إِلَّا أَنَا فَاتَّقُونِ (2).
,,Er sendet die Engel gemäß Seinem Willen mit der Offenbarung denjenigen unter Seinen Dienern herab, die Er mit der Aufgabe betrauen will, die Menschen zu warnen und ihnen zu verkünden: ,,Es gibt keinen Herrn außer Mir; so fürchtet Mich allein!“ .
Gott erklärt außerdem in Kapitel 26, Asch-Schura (Die Dichter), Verse 192, 193 und 194, Seinen Propheten Mohammed beruhigend:
وَإِنَّهُ لَتَنْزِيلُ رَبِّ الْعَالَمِينَ (192) نَزَلَ بِهِ الرُّوحُ الْأَمِينُ (193) عَلَى قَلْبِكَ لِتَكُونَ مِنَ الْمُنْذِرِينَ (194)
192) ,,Dieser Koran ist eine vom Herrn der Welten herabgesandte Offenbarung.
193) Damit kam der treue Geist (Gabriel) herab,
194) in dein Herz, damit du einer der Warner sein mögest”.

2. Der Schriften-Übermittler Gottes und die Beschützer:

Der Schriften-Übermittler Gottes ist der Engel Gabriel. Die Beschützer sind die begleitenden Engel. Wenn also Gabriel eine Nachricht Gottes zu Mohammed bringt, begleiten ihn viele anderen Engel als Wӓchter und Beschützer vor neugierigen Djinns.
Gott sagt in Kapitel 72, Al-Jinn (der Dschinn), Verse 26 – 28:
26) ,,Er ist der Kenner des Verborgenen – Er enthüllt keinem Seine Kenntnis vom Verborgenen”,
27)  ,,außer allein dem, den Er unter Seinen Gesandten erwählt hat. Und dann lässt Er vor ihm und hinter ihm eine Schutzwache”,
28) ,,damit Er gewährleistet sieht, dass sie (Seine Gesandten) die Botschaften ihres Herrn verkündet haben. Und Er umfasst alles, was bei ihnen ist, und Er zeichnet alle Dinge ganz genau auf” .
عَالِمُ الْغَيْبِ فَلَا يُظْهِرُ عَلَى غَيْبِهِ أَحَدًا (26) إِلَّا مَنِ ارْتَضَى مِنْ رَسُولٍ فَإِنَّهُ يَسْلُكُ مِنْ بَيْنِ يَدَيْهِ وَمِنْ خَلْفِهِ رَصَدًا (27) لِيَعْلَمَ أَنْ قَدْ أَبْلَغُوا رِسَالَاتِ رَبِّهِمْ وَأَحَاطَ بِمَا لَدَيْهِمْ وَأَحْصَى كُلَّ شَيْءٍ عَدَدًا (28).
So umschlossen die Beschützer Mohammed hermetisch, wenn Gabriel ihm etwas vom Koran beibringen wollte, und so konnte er ganz sicher sein, dass er wirklich Gottes Offenbarung erhielt, absolut unbeeinflusst von Satan und seinen Einflüsterungen, und auch weit weg von seiner eigenen Phantasie und seinen Ideen. Wenn er dann alles verstanden und gelernt hatte, war er anschließend verpflichtet, das von ihm Gelernte an die Menschen weiterzuleiten.
Es wurde von Mohammed überliefert, dass er sagte, dass der Horizont ganz verdeckt wurde, als das Kapitel Al-Anam (das Vieh) herabgesandt wurde, weil es von so vielen Engeln getragen wurde .

3. Die Aufgabe der Engel bezüglich des Herabkommens der Schriften:

Im Koran ist vieles über die Aufgaben der Engel offenbart worden. Hier werden wir nur diejenigen, die mit dem Herabkommen des Korans zusammenhӓngen, aufzählen:

A. Das Überbringen von den Botschaften Gottes zu den auserwӓhlten Menschen:

Die Botschaft Gottes kommt zu seinen Propheten durch einen Vermittler-Engel.
Es gibt drei verschiedene Wege, wie Nachrichten von Gott an die Menschen gelangen:
Erstens:
Etwas im Traum sehen und Eingebung: nicht nur Propheten können etwas im Traum sehen.
Als Beispiel hierfür können wir nennen, dass Abraham im Traum die Opferung  seines Sohnes sah.
Des Weiteren gibt es den Traum Mohammeds über die Eroberung von Mekka mit seinen Gefӓhrten, in welchem sie gekürztes Haar tragen. Auch Nichtmuslime können etwas im Traum sehen; sowie dies der Fall beim König von Ägypten war, dessen Traum durch den Propheten Joseph gedeutet wurde.
Die Mutter von Moses wurde inspiriert, damit sie ihren Sӓugling (Moses) auf eine Bahre und dann in den Fluss legte, als sie Angst um ihn hatte, es wurde ihr eingegeben, dass Gott ihn ihr zurückbringen würde.
Auch Tiere können inspiriert werden. Als Beispiel sei hier erwӓhnt, dass Gott den Bienen mitteilt, dass sie in den Gebirgen, in den Bӓumen und in dem, was Menschen dafür vorbereiten, Nester bauen sollen.
Ebenso können leblose Gegenstӓnde ,,Befehle” erhalten. In Kapitel 99 Al-Zalzala steht, dass Gott die Erde beauftragt hat (5), ihre Lasten am Jüngsten Tag hinauszuwerfen (2).
وَأَخْرَجَتِ الْأَرْضُ أَثْقَالَهَا (2).  بِأَنَّ رَبَّكَ أَوْحَى لَهَا (5
(2) ,,Und die Erde ihre Lasten herausgibt”.
(5) ,,Weil Sich dein Herr in Bezug auf sie offenbart hat”.
Zweitens:
Die Nachricht kann auch nur gehört werden, wie dies der Fall bei Moses war, der die  Stimme Gottes hörte, Ihn aber nicht sehen konnte.
Drittens:
Hier schickt Gott einen Boten (einen Engel), der dann im Namen Gottes eine Nachricht an einen Menschen (Gesandter) weitergibt.
Gabriel ist der Vertraute Gottes, der nur zu Propheten (Gesandten) herabgesandt wird, um göttliche Nachrichten oder Schriften zu überliefern. Er liest sie ihnen so vor, wie es Gott möchte. Wӓhrenddessen wird der Gesandte von vielen anderen Engeln hermetisch umschlossen, als Wӓchter und Beschützer vor den Satanen (Teufeln).
Gottes Nachrichten können nur an Gesandte (Propheten) herabgesandt werden. Gabriel, der Vertraute Gottes, ist dabei der einzige Beauftragte, Nachrichten zu überbringen. Solche Nachrichten können, z. B., nicht im Traum gesehen, oder irgendwie inspiriert werden.
Der Grund dafür ist, dass der Gesandte ganz sicher ist und keine Zweifel bekommt, dass es sich bei dieser Nachricht um eine Botschaft von Gott handelt, denn jeder kann ja behaupten, von Gott eine Nachricht oder eine Inspiration erhalten zu haben  oder etwas  ,,im Traum gesehen zu haben”. Dies wird deutlich in den folgenden Versen (26 – 28) von Kapitel 72, Al-Jinn:
عَالِمُ الْغَيْبِ فَلَا يُظْهِرُ عَلَى غَيْبِهِ أَحَدًا (26) إِلَّا مَنِ ارْتَضَى مِنْ رَسُولٍ فَإِنَّهُ يَسْلُكُ مِنْ بَيْنِ يَدَيْهِ وَمِنْ خَلْفِهِ رَصَدًا (27) لِيَعْلَمَ أَنْ قَدْ أَبْلَغُوا رِسَالَاتِ رَبِّهِمْ وَأَحَاطَ بِمَا لَدَيْهِمْ وَأَحْصَى كُلَّ شَيْءٍ عَدَدًا (28).
(26) ,,Er ist der Kenner des Verborgenen – Er enthüllt keinem Seine Kenntnis vom Verborgenen,
(27)außer allein dem, den Er unter Seinen Gesandten erwählt hat. Und dann lässt Er vor ihm und hinter ihm eine Schutzwache,
(28)damit Er gewährleistet sieht, dass sie (Seine Gesandten) die Botschaften ihres Herrn verkündet haben. Und Er umfasst alles, was bei ihnen ist, und Er zeichnet alle Dinge ganz genau auf”.

B) Die Belehrung der Menschen durch praktischen Unterricht:

Hier werden zwei Beispiele vom Koran und zwei weitere von der Sunna gebracht:
Das erste Beispiel:
In Kapitel Al-Kahf (18), Verse 60 – 82, wird die Geschichte von Moses mit El-Khidr geschildert. Al-Khidr ist ein Engel, der von Gott zu Moses geschickt wurde, um ihn zu lehren, was er sonst von keinem Menschen erlernen würde. Wie könnte aber von der Logik her ein Engel, einen von Gott persönlich angesprochenen Propheten belehren?
Der Engel (Al-Khidr) wird Moses einige harte Lektionen erteilen, und zwar in der Geduld, im Ertragen von Schmerzen, in der Aufopferung und im Vertrauen in Gottes Versprechen. Moses musste dem Engel versprechen, dass er ihm keine Fragen stellt.
Beide gingen gemeinsam auf eine Reise, bis sie in ein Schiff eingestiegen. Da bohrte der Engel  sofort ein großes Loch in den Grund des Schiffes.
Das Schiff gehörte einer armen Gruppe von Seeleuten, die ihr tӓgliches Brot durch ihre Tӓtigkeit auf See verdienten. Statt dass er (Al-Khidr) diesen Leuten half, bohrte er ein Loch in ihr Schiff und machte es untauglich und reparaturbedürftig. Das Auffӓllige war, dass die Besitzer des Schiffes nicht mal sauer waren und nichts dazu sagten. Vielleicht motivierte ihr sonderbares Verhalten Moses, mit Erstaunen Al-Khidr zu fragen, warum er denn so etwas gemacht hatte. Dieser gab ihm keine Antwort.
Spӓter an Land setzten sie ihre Reise fort. Da begegneten sie einem jungen Mann. Al-Khidr griff ihn an und tötete ihn, ohne erkennbaren Grund. Es ist natürlich kein Wunder, dass Moses sehr zornig wurde wegen des Tötens eines Unschuldigen. Es war aber noch erstaunlicher, dass die Angehörigen des ermordeten jungen Mannes nichts getan hatten und keine Entschädigung verlangten. Moses konnte wieder nicht widerstehen, nachzufragen. Dieser wies ihn zurecht und antwortete nicht auf seine Frage. Moses wunderte sich mehr und mehr und die Chancen, mit Al-Khidr noch lӓnger zu verweilen, wurden immer geringer.
Schließlich kamen sie in ein Dorf. Sie baten die Bewohner um Hilfe, die ihnen aber nicht helfen wollten. Und da fand Al-Khidr eine verfallene Mauer, die als bald zusammenbrechen würde. Da reparierte er sie sofort.  Das war auffӓllig, denn er reparierte sie nur und baute sie nicht neu auf, gegen die normale Regel in der Bautechnik. So eine verfallene Mauer müsste zunӓchst ganz bis auf den Grund abgebaut, dann völlig neu erbaut werden.
Nun dachte Moses erstaunt über dieses unerklӓrliche Verhalten von Al-Khidr nach. Mit seiner Frage nach der Ursache der Mauerreparatur bei Leuten, die ihnen nicht einmal ein Glas Wasser angeboten hatten, hatte Moses seine allerletzte Chance verloren, um bei Al-Khidr bleiben zu dürfen.
Moses konnte sich leider nicht mehr gedulden, weil er ja die Hintergründe für die Taten El-Khidrs nicht kannte. Sonst hӓtten wir mehr erfahren, so wie der Prophet Mohammed dies wünschte.
Al-Khidr gab schließlich am Ende der gemeinsamen Reise mit Moses die Erklӓrungen für sein  mysteriöses und unverstӓndliches  Verhalten.
Das Erstaunen von Moses verschwand allmӓhlich, als er nun die Beweggründe für die Taten von Al-Khidr erfuhr.
Zweifelsohne hatte der Engel (Al-Khidr) seine Rolle als Lehrer von Moses vollkommen erfüllt. Der Sinn dieser Geschichten wurde bereits oben erwӓhnt.
Hierbei sei noch auf etwas sehr Wichtiges hingewiesen:
Die Bedeutung der Exegese:
Exegese bedeutet, jede Tat (Sache) ist auf ihren Beweggrund zurückzuführen. Das bedeutet wiederum, die Ereignisse immer in ihrem Kontext zu betrachten.
In diesem Zusammenhang erzählt Gott in Kapitel Al-Kahf 18, Vers 78, was Al-Khidr sagte: ,,Jetzt gehen wir auseinander. Ich (Al-Khidr) gebe dir (Moses) die Erklӓrung dessen, worauf du dich nicht gedulden konntest.”
Das zweite Beispiel:
Als David einst in seiner Gebetsnische saß, sah er ganz plötzlich und überraschend zwei Männer um sich herum. Da wunderte er sich sehr, wie die beiden trotz strengster Wache überhaupt hereinkommen konnten. Er hatte Angst vor ihnen. Da sagten sie zu ihm, dass er sich nicht zu fürchten braucht, sie wollten von ihm nur ein gerechtes Urteil haben. Hier sagte der Kläger, dass sie beide Brüder seien und dass er nur ein einziges Schaf habe, während sein reicher Bruder neunundneunzig Schafe habe. Dennoch wolle sein Bruder ihm das einzige Schaf wegnehmen. Ohne ihn (den Beklagten) anzuhören erwiderte David, dass der Beklagte Unrecht habe. Dabei hatte er sich ja von seiner Angst noch nicht beruhigt.
Hier hätte David in Erfahrung bringen müssen, dass der reiche Bruder eigentlich seinem armen Bruder nur helfen wollte, indem er die Fürsorge (Verpflegung) für das einzige Schaf übernahm. Auf diese Weise würde der arme Bruder genug Zeit haben, um für sich selber zu sorgen.
David aber verstand sehr schnell die Situation und begriff, dass das eine Gottesprüfung gewesen war. Sofort bat er Gott um Vergebung und kniete sich nieder.
Wir entnehmen aus dieser Geschichte, dass man erstens keine Urteile fӓllen sollte, ohne beide Seiten anzuhören. Und dass man zweitens keine Urteile fӓllen sollte, wenn man sich nicht in einer ruhigen psychischen Lage befindet.
So sind ja übrigens in den Gerichtshöfen die Gesetze festgelegt.  Man soll also zunӓchst Beweise sammeln und nachforschen. Man soll danach beide Seiten mit dem gleichen Interesse hören. Schließlich sollte sich der Richter in seiner besten Verfassung befinden, bevor er sein Urteil fӓllt.
Das dritte Beispiel:
Es wird überliefert, dass unser Prophet Mohammed eines Tages, wӓhrend er mit seinen Gefӓhrten saß, einen Gast empfing. Dieser Gast hatte sehr weiße und saubere Kleider an und trug dunkelschwarzes Haar. Man sah ihm überhaupt nicht an, dass und ob er eine Reise hinter sich hӓtte. Niemand von den Anwesenden kannte ihn. Er setzte sich direkt dem Propheten gegenüber und fing an, ihm Fragen zu stellen.
Er fragte Mohammed, was der Islam sei. Mohammed erwiderte: ,,Der Islam ist, zu bezeugen, dass es keinen anderen Gott gibt außer Allah und dass Mohammed sein Gesandter ist. Fünf Gebete müssen täglich verrichtet werden, Almosen abgegeben werden, das Fasten im Ramadan aufrecht erhalten und zu Mekka gepilgert werden, wenn man dazu in der Lage ist.” Da sagte der Gast, dass dies richtig sei. Darüber wunderten sich die Gefӓhrten Mohammeds, die das miterlebte hatten, und sagten: ,,Wie kann einer fragen und dann die Antwort als richtig bezeichnen?”
Der Gast fragte weiter, was der ,,Iman” (der Glaube) sei. So antwortete Mohammed, der Iman sei, dass man an Gott, an die Engel, an die Schriften Gottes, an die Propheten und an den Auferstehungstag glaubt,  und dass das Gute und das Schlechte an Gottes Regeln gebunden sind. Wieder erwiderte der Gast, dass dies alles richtig sei.
Der Gast stellte weitere Fragen und sagte immer, nachdem Mohammed sie beantwortet hatte, dass sie alle richtig seien. Dann ging er. Daraufhin fragte Mohammed seine Gefährten, wer wohl dieser Gast gewesen wӓre. Niemand wusste Bescheid. Da erklärte Mohammed, dass der Gast der Engel Gabriel gewesen sei, er sei gekommen, um sie ihre  Religion zu lehren.
Das war eine fortgeschrittene Methode des Lehrens. Der Lehrer (Gabriel) fragte und Mohammed antwortete.  Dadurch konnte der bereits Wissende (der gefragte Mohammed) sicher sein, dass sein Wissen richtig ist, und die Nichtwissenden (von den Zuhörern) erfuhren  es nun auch.
Und so sehen wir deutlich, dass Gabriel zusӓtzlich zu seiner Aufgabe als Überbringer von Gottes Schriften noch eine weitere Aufgabe hat: das Lehren  der Weisheit, also Gottes Gesetze und Beispiele, wie sie im Koran stehen.
Gott sagt in Kapitel 4, An-Nisaa, Vers 113, dass Er das Buch und die Weisheit auf ihn (Mohammed) herabgesandt habe und ihn lehrte, was er vorher nicht wusste.
وَلَوْلَا فَضْلُ اللَّهِ عَلَيْكَ وَرَحْمَتُهُ لَهَمَّتْ طَائِفَةٌ مِنْهُمْ أَنْ يُضِلُّوكَ وَمَا يُضِلُّونَ إِلَّا أَنْفُسَهُمْ وَمَا يَضُرُّونَكَ مِنْ شَيْءٍ وَأَنْزَلَ اللَّهُ عَلَيْكَ الْكِتَابَ وَالْحِكْمَةَ وَعَلَّمَكَ مَا لَمْ تَكُنْ تَعْلَمُ وَكَانَ فَضْلُ اللَّهِ عَلَيْكَ عَظِيمًا (113).
113) ,,Wenn Gott dich nicht mit Seiner Gunst und Barmherzigkeit bedacht hätte, hätten einige Leute versucht, dich irrezuführen. In Wirklichkeit führen sie sich selbst irre (ohne sich dessen bewusst zu sein). Sie können dir keinen Schaden zufügen. Gott hat dir das Buch und die Weisheit herabgesandt und dich gelehrt, was du nicht wußtest. Die Gunst, die Gott dir erwiesen hat, ist überaus groß”.
In einem anderen Vers (5) von Kapitel Al-Najm 53 wird gesagt, dass Gabriel derjenige ist, der beauftragt wurde, Mohammed zu unterrichten.
عَلَّمَهُ شَدِيدُ الْقُوَى (5).
113) ,,Der mit mächtigen Kräften Begabte (Gabriel) hat ihn belehrt”.
 
Das vierte Beispiel:
Mohammed sagte, dass er Gabriel an zwei Tagen als Vorbeter hatte.
Am ersten Tag war Gabriel Vorbeter beim Mittagsgebet, als die Sonne vertikal über ihnen war und gerade eben anfing, zum Westen zu wandern. Dann beim Nachmittagsgebet, als sein Schatten so lang war, wie er selbst. Auch beim Abendgebet, als der Fastende essen durfte, beim Nachtgebet, als die Rötung vom Horizont verschwand. Schließlich beim Morgengebet, als man aufhörte zu essen, um zu fasten.
Am zweiten Tag erschien Gabriel erneut als Vorbeter für Mohammed beim Mittagsgebet, als sein Schatten so groß wie er selber war. Dann wieder beim Nachmittagsgebet, als sein Schatten doppelt so lang wie er war. Zum Abendgebet kam er wieder, als der Fastende essen durfte und auch zum Nachtgebet, als die Nacht das Ende des ersten Drittels erreichte. Dann noch zum Morgengebet, als man die Dinge gerade noch erkennen konnte, vor Sonnenaufgang.
Schließlich sagte Gabriel zu Mohammed, dass diese die Zeiten der täglichen Pflichtgebete waren, die ihm und den Propheten und Gläubigen vor ihm vorgeschrieben waren und ebenfalls die Zeitspanne zwischen den Anfangszeiten und Endzeiten eines jeden Gebetes.
Das ist ein lebendiges Beispiel für das Unterrichten Mohammeds durch den Engel Gabriel, bei dem er lernte, wie Gottes Befehle praktiziert werden sollten. Es ist ja bekannt, dass Gott uns befohlen hat, zu beten und im Koran die dazu notwendigen Bewegungen und was man wӓhrendessen sagen sollte, erklärte. Doch die praktische Ausübung musste gesehen und geübt werden. Und genau das machte Gabriel Mohammed vor.
Der Abschluss:
Der Glaube an die Engel ist obligatorisch, in Verbindung mit dem Glauben an Gott, an die Schriften und an die Gesandten. Sie (die Engel) sind Vertraute Gottes und helfen bei der Überbringung seiner Schriften an die Gesandten (Propheten). Sie lehren ihnen die Weisheit, die im Koran erwӓhnt wird. Sie zeigen durch praktische Ausübungen, wie Gottes Befehle durchgeführt werden sollen, so wie dies oben gesagt wurde. Manchmal wird einer herabgesandt, um einem Propheten gewisse Lektionen zu erteilen, wie dies der Fall in der Geschichte von Moses und Al-Khidr war oder als Gabriel zu Mohammed kam, wӓhrend er mit seinen Gefӓhrten zusammen saß, um ihn nach dem Iman und den Wohltӓtigkeiten zu fragen.
Aus all diesen Gründen ist der Glaube an sie eine essentielle Sӓule des Islams.
Sie (die Engel) oder etwas, was im Koran erwӓhnt wurde, abzuleugnen, kann nicht mit dem Islam einhergehen.
Gott sagt in Kapitel Al-Baqara 2, Verse 97 und 98, dass Mohammed den Feinden Gabriels mitteilen sollte, dass dieser ihm den Koran mit Gottes Erlaubnis eingegeben habe, die Schriften vor ihm bestätigend (97). Wer Allah, seine Propheten und Engel, Gabriel und Michael angreift, so ist Allah der Feind aller Götzendiener (98).
سورة البقرة(2):
قُلْ مَنْ كَانَ عَدُوًّا لِجِبْرِيلَ فَإِنَّهُ نَزَّلَهُ عَلَى قَلْبِكَ بِإِذْنِ اللَّهِ مُصَدِّقًا لِمَا بَيْنَ يَدَيْهِ وَهُدًى وَبُشْرَى لِلْمُؤْمِنِينَ(97).
97) ,,Sag: Wenn einer dem Gabriel feind ist – und der hat ihn doch mit Allahs Erlaubnis dir ins Herz herabgesandt, als Bestätigung dessen, was (an Offenbarungen) vor ihm da war, und als Rechtleitung und Frohbotschaft für die Gläubigen“.
98) ,,wenn einer Allah und seinen Engeln und Gesandten und dem Gabriel und Michael feind ist, so ist (umgekehrt auch) Allah den Ungläubigen feind”.
 
Übersetzt
von Asc. Prof. Dr. Abdulhamid Gehani.
Deutschsprachige Aufsicht:
Hatice Göktaş
Istanbul
Den 17.06.2016
 
 

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