Islam und Koran

Die Begriffe des Koran

Der Koran ist ein Buch, der sich selbst referiert und erläutert. Ihm ein richtiges Urteil zu entnehmen, bezeichnet Gott als die Weisheit und diese kann man erlernen. Hier wird die Methodik erklärt, mit der man das heilige Buch richtig verstehen und deuten kann.

 

DIE BEGRIFFE DES KORAN

Professor Dr. Abdulaziz Bayındır                                                                                                                    

Die Begriffe des Koran, die Erklärung und die Weisheit im heiligen Koran

Die Verse (Ayat) des Koran, die den Begriff „Koran” beinhalten, sind in vielen Interpretationen nicht richtig geklärt. Dasselbe gilt auch für die Begriffe Buch, Weisheit, Erklärung, ,klare” und ,,ähnliche” Verse, ,,Zweier”.  

İm Folgenden werden wir uns in Kürze mit den Begriffen: Koran (1),  Buch (2), Vers (3), ähnlicher Vers (4),  Zweierverse (5), Erklärung (6) und Weisheit (7) beschäftigen.

1. Der  ,,Koran“:

A – Die sprachliche Bedeutung:

Der Autor El-Fayrouz Abadi erwähnt in seinem Buch ,,Die Einsicht ausgezeichneter Personen über das Besondere im heiligen Buch, dem Koran”: Der ,,Koran” ist der arabische Name dessen, was gelesen wird. So bekam zum Beispiel das ,,Opfer”, weil damit man sich Allah zu nähern hoffte, den arabischen Namen: ,,Kurban”.

In El-Schara, das ist die islamische Gesamt-Ordnung, heißt das Buch, das mit Kapitel 1 Al-Fatiha anfängt und mit Kapitel 114 El-Naas endet, der Koran.

Man sagt auch: es sei  der sprachliche Wortstamm für das Verb ,,lesen” und ,,las” und ,,das Gelesene”. Lesen bedeutet das Zusammenbringen von Buchstaben und Wörtern und das Begreifen ihrer Bedeutung.  Das Wort ,,Koran” hat in der arabischen Grammatik keine Pluralform, es existiert nur in der Singularform. So können wir darunter ,,die Summe aller Verse“ verstehen.

İm Arabischen gibt es zwei verschiedene Schreibweisen des Wortes Koran: mit und ohne ,,Hamza”. Hamza bedeutet die Lautverlängerung beim Lesen des Wortes ,,Koran” an der Stelle des Vokals ,,a”.

Wenn das Wort nun ein Hamza (Koraan) hat, bedeutet es eine Kollektion, eine Sammlung von Buchstaben und Worten, eine Sammlung von Ordnungen und Gesetzen, von Tatsachen und Inhalten islamischer Gesetze. Das Wort ,,Keraa” heißt z. B., Gastfreundschaft, weil der Koran einen  ,,Esstisch Allahs“, eine Seelische Nahrung für die Muslime darstellt.

Ohne Hamza, ohne Verlängerung des Vokals a (Koran) bedeutet es, abgeleitet von dem Wort ,,Kirn”, was ,,Begleiter” heißt, also das Buch, das jeden begleitet, das man immer bei sich trägt.

Wir meinen aber, die bessere Erklärung ist, was aus den Worten ,,lese” (als Befehl), und dem ,,Gelesenen” abgeleitet wurde. So sagt Allah in Kapitel Al-Qiyama (75), in den Versen 17-18, dass Allah den Koran sammelt und dann Mohammed belehrt, wie er ihn (den Koran) lesen soll, und wenn er (Mohammed) ihn (den Koran) liest, dann muss er dem folgen, was darin angeordnet wird.

:(75)سورة القيامة

بسم الله الرحمن الرحيم

 إِنَّ عَلَيْنَا جَمْعَهُ وَقُرْآنَهُ (17) فَإِذَا قَرَأْنَاهُ فَاتَّبِعْ قُرْآنَهُ (18).

(17) ,,Uns obliegt seine Sammlung und seine Verlesung.

(18) Darum folge seiner Verlesung, wenn Wir ihn verlesen lassen.”[1]

 

 Hier, im arabischen Text, sehen wir klare Abhängigkeit zwischen der Anweisung ,,Lies!” (Ikra!) und dem ,,Koran” (dem Gelesenen).

B – Die begriffliche Bedeutung:

Wir können den Koran so definieren, dass er Allahs Botschaft ist, die in arabischer Sprache auf den allerletzten Propheten Mohammed, mittels Gabriel, herabgesandt wurde, die aus 114 Suren (Kapiteln) besteht und die mit Kapitel 1 ,,Al-Fatiha“ anfängt und mit Kapitel 114 ,,El-Naas“ endet.

Im Koran gibt es zwei Gruppen von Versen: ,,Die ,,gesehenen” und ,,ungesehenen” Verse.

(1) Die sog. gesehenen (erkannten) Verse:

Das ist eine Gruppe von Versen, die jeder sehen (erkennen) kann, die üblicherweise ein komplettes Thema zusammenhängend an einer Stelle behandelt. Dies findet man aber auch in anderen herab gesandten Büchern der verschiedenen Propheten über die ganze Geschichte der Menschheit. Wir verweisen hier auf Kapitel 42 (Asch-Schura), die Verse 13 -14:

:(42)سورة الشورى

بسم الله الرحمن الرحيم

شَرَعَ لَكُمْ مِنَ الدِّينِ مَا وَصَّى بِهِ نُوحًا وَالَّذِي أَوْحَيْنَا إِلَيْكَ وَمَا وَصَّيْنَا بِهِ إِبْرَاهِيمَ وَمُوسَى وَعِيسَى أَنْ أَقِيمُوا الدِّينَ وَلَا تَتَفَرَّقُوا فِيهِ كَبُرَ عَلَى الْمُشْرِكِينَ مَا تَدْعُوهُمْ إِلَيْهِ اللَّهُ يَجْتَبِي إِلَيْهِ مَنْ يَشَاءُ وَيَهْدِي إِلَيْهِ مَنْ يُنِيبُ (13) وَمَا تَفَرَّقُوا إِلَّا مِنْ بَعْدِ مَا جَاءَهُمُ الْعِلْمُ بَغْيًا بَيْنَهُمْ وَلَوْلَا كَلِمَةٌ سَبَقَتْ مِنْ رَبِّكَ إِلَى أَجَلٍ مُسَمًّى   لَقُضِيَ بَيْنَهُمْ وَإِنَّ الَّذِينَ أُورِثُوا الْكِتَابَ مِنْ بَعْدِهِمْ لَفِي شَكٍّ مِنْهُ مُرِيبٍ(14).

(13) ,,Euch hat Er als Religion verordnet, was Er Noah geboten hatte, was dir offenbart worden ist und was Wir Abraham, Moses und Jesus geboten haben. Ihr sollt die Religion aufrechterhalten und nicht darüber streiten. Die Ungläubigen sind zu überheblich, um das anzunehmen, wozu ihr sie aufruft. Gott erwählt, wen Er will und leitet zu Seinem Weg, wer sich andächtig und bußfertig Ihm zuwendet.

(14) Die Anhänger der früheren Gesandten wurden erst uneins, nachdem ihnen das Wissen zuteil geworden war. Sie wurden dazu durch Neid und Haß getrieben. Wenn nicht ein Wort von deinem Herrn zuvor gefallen wäre, das ihnen bis zu einer bestimmten Frist (dem Jüngsten Tag) Aufschub gewährt, wäre es um sie geschehen. Diejenigen, denen das Buch nach ihnen zum Erbe gegeben wurde, sind darüber in verwirrendem Zweifel.”[2]

Jede Gruppe von Versen, die ein ganz bestimmtes Thema behandelt, kann auch für sich alleine als Koran bezeichnet werden. Das heißt also, jedes Kapitel im Koran kann ebenfalls als Koran angesehen werden. Allah erklärt in Kapitel Al-Hijr (15), Vers 87, dass Er Mohammed  sieben ,,Zweierverse” [3] und den Koran gegeben hat.

:(15)سورة الحجر

بسم الله الرحمن الرحيم

 وَلَقَدْ آتَيْنَاكَ سَبْعًا مِنَ الْمَثَانِي وَالْقُرْآنَ الْعَظِيمَ (87).

(87) ,,Und Wir gaben dir wahrlich die sieben Zweierverse und den großartigen Koran”.[4]

 Hier muss man das ,,und“ als Definition des vorigen Teiles des Verses betrachten, das bedeutet also, dass diese sieben Zweierverse den Koran ausmachen. Und das genau sagte Mohammed, nämlich dass er das erste Kapitel im Koran (Al-Fatiha), die sieben Zweierverse und damit gleichzeitig auch den Koran (Al-Azeem, den großartigen) erhalten habe.

Somit ist Al-Fatiha der Koran. Aufgrund dessen kann man jedes Kapitel im Koran als Koran bezeichnen. Manchmal beinhaltet ein Kapitel eine Gruppe von Versen, die  von der gleichen Thematik handelt, wie z. B. von einer bestimmten Geschichte oder einem bestimmten Beispiel. Diese o. e. Gruppe bezeichnet man auch als Koran. Die ersten Verse, die auf Mohammed herabgesandt wurden, werden ebenfalls Koran genannt. Allah sagt (Kapitel 2 Al-Bakara, Vers 185), dass Er den Koran im Fastenmonat Ramadan herunter entsandt:

:(2)سورة البقرة

بسم الله الرحمن الرحيم

شَهْرُ رَمَضَانَ الَّذِي أُنْزِلَ فِيهِ الْقُرْآنُ هُدًى لِلنَّاسِ وَبَيِّنَاتٍ مِنَ الْهُدَى وَالْفُرْقَانِ فَمَنْ شَهِدَ مِنْكُمُ الشَّهْرَ فَلْيَصُمْهُ وَمَنْ كَانَ مَرِيضًا أَوْ عَلَى سَفَرٍ فَعِدَّةٌ مِنْ أَيَّامٍ أُخَرَ يُرِيدُ اللَّهُ بِكُمُ الْيُسْرَ وَلَا يُرِيدُ بِكُمُ الْعُسْرَ وَلِتُكْمِلُوا الْعِدَّةَ وَلِتُكَبِّرُوا اللَّهَ عَلَى مَا هَدَاكُمْ وَلَعَلَّكُمْ تَشْكُرُونَ (185).

(185) ,,Der Monat Ramadan ist es, in dem der Qur’an als Rechtleitung für die Menschen herabgesandt worden ist und als klarer Beweis der Rechtleitung und der Unterscheidung. Wer also von euch in dem Monat zugegen ist, der soll in ihm fasten. Und wer krank ist oder sich auf einer Reise befindet, soll eine Anzahl anderer Tage (fasten) – Allah will es euch leicht, Er will es euch nicht schwer machen – damit ihr die Frist vollendet und Allah rühmt, daß Er euch geleitet hat. Vielleicht werdet ihr dankbar sein”.[5]

(2) Die sog. ungesehenen (unerkannten) Verse:                                                                                       

Das sind die Verse, die wir nicht zusammenhängend an einer einzigen Stelle im Koran finden. Das sind Verse, die thematische Ähnlichkeiten aufweisen, aber in verschiedenen Kapiteln des Korans verstreut sind. Man muss diese ähnlichen Verse ausfindig machen und als Zweier zusammenbringen (verbinden), d. h., zwei Verse werden aufgrund ihrer ähnlichen Bedeutung miteinander verbunden. So konstruiert sich der Koran letzten Endes aus Gruppierungen von Versen mit dem gleichen Thema. Allah sagt in Kapitel 17 Al-Isra, Vers 106, dass Er die Verse des Korans verteilte.

:(17)سورة الإسراء

بسم الله الرحمن الرحيم

وَقُرْآنًا فَرَقْنَاهُ لِتَقْرَأَهُ عَلَى النَّاسِ عَلَى مُكْثٍ وَنَزَّلْنَاهُ تَنْزِيلًا (106).

(106) ,,Ein Koran ist es, den Wir in Teilen herabsenden, damit du ihn den Menschen bedächtig, nach und nach vorträgst. Wir haben ihn wahrhaftig herabgesandt”.[6]

 Und so sollte Mohammed ihn ,,wartend” den Leuten vorlesen.

,,Wartend“ bedeutet hier: Wenn ein Vers kommt, sollte Mohammed  etwas warten, bis ein zweiter, den ersten erklärender Vers herabgesandt wird. Wir entnehmen dieser Information unter anderem, dass die Gruppierungen von Versen, die ähnlich im Inhalt sind, nicht zur gleicher Zeit herabgesandt wurden. Davon können wir die Lehre ziehen, dass man sich auch heutzutage nicht bei der Beurteilung gewisser  Ereignisse beeilen sollte, sondern zunächst warten sollte, bis alle damit verbundenen Informationen gesammelt werden. Erst dann kann man zu einem wahren, richtigen und weisen Urteil kommen. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Verse des Korans, die verwandt sind und aus denen der Koran besteht, nicht  an der gleichen Stelle zu finden sind.

Im Koran erklären viele Verse die Bedeutung von dem Ausdruck ,,wartend“. In Kapitel Taha (20), Verse 113-114, z. B., befiehlt Allah seinem Propheten Mohammed, den Koran nicht hastig zu lesen, was, wie oben erwähnt, bedeutet, kein Urteil zu fällen, bis ein anderer zweiter Vers kommt, der den vorigen klärt und die noch fehlende Ergänzung macht, damit die Bedeutung des Verses ganz klar zum Vorschein tritt. D. h. Er hat eben einfach zu warten.

:(20)سورة طه

بسم الله الرحمن الرحيم

وَكَذَلِكَ أَنْزَلْنَاهُ قُرْآنًا عَرَبِيًّا وَصَرَّفْنَا فِيهِ مِنَ الْوَعِيدِ لَعَلَّهُمْ يَتَّقُونَ أَوْ يُحْدِثُ لَهُمْ ذِكْرًا (113). فَتَعَالَى اللَّهُ الْمَلِكُ الْحَقُّ وَلَا تَعْجَلْ بِالْقُرْآنِ مِنْ قَبْلِ أَنْ يُقْضَى إِلَيْكَ وَحْيُهُ وَقُلْ رَبِّ زِدْنِي عِلْمًا (114).

(113) ,,So haben Wir den Koran auf Arabisch herabgesandt und auf vielfältige Art die Warnung verkündet, auf daß sie gottesfürchtig werden oder sich ermahnen lassen. (114) Hoch erhaben ist Gott, Der wahre König. Beeile dich nicht, den Koran vorzutragen, bis die jeweilige Offenbarung abgeschlossen ist, sondern sage: „Gott, gewähre mir mehr Wissen!“.[7]

Es gibt noch eine zweite Stelle im Koran, wo ebenfalls das Wort ,,wartend” erklärt wird; in Kapitel 75  Al-Qiyama, Verse 16-19:

:(75)سورة القيامة

بسم الله الرحمن الرحيم

لَا تُحَرِّكْ بِهِ لِسَانَكَ لِتَعْجَلَ بِهِ (16) إِنَّ عَلَيْنَا جَمْعَهُ وَقُرْآنَهُ (17) فَإِذَا قَرَأْنَاهُ فَاتَّبِعْ قُرْآنَهُ (18) ثُمَّ إِنَّ عَلَيْنَا بَيَانَهُ (19).

(16) ,,Rühre nicht deine Zunge mit dieser (Offenbarung), sie zu beschleunigen. (17) Uns obliegt ihre Sammlung und ihre Lesung.

(18) Drum, wenn Wir sie lesen, folge ihrer Lesung.(19) Dann obliegt Uns ihre Erläuterung“.[8]

Mohammed solle sich beim Lesen des Korans nicht beeilen, und kein Urteil (in Eile) fällen, da Allah (selbst) die Aufgabe übernimmt, den Koran zu erläutern und so solle Mohammed die ähnlichen und gleich bedeutenden Verse zusammen verknüpfen, und aus diesem Gefüge der betreffenden Verse die daraus erkennbare Weisheit entnehmen und ihr folgen.

Einen weiteren dritten Vers, auf das gleiche hinweisend, finden wir in Kapitel Fussilat (41), Vers 3, der über die Verdeutlichung der Verse des  Koran spricht, und diese Verdeutlichungen müssen ja nicht unbedingt gleichzeitig durchgeführt werden, d. h., wiederum: warten:

:(41)سورة فصلت

بسم الله الرحمن الرحيم

كِتَابٌ فُصِّلَتْ آيَاتُهُ قُرْآنًا عَرَبِيًّا لِقَوْمٍ يَعْلَمُونَ (3).

(3) ,,ein Buch, dessen Verse klargestellt sind, ein arabischer Koran für Menschen, die sich um Wissen bemühen”.[9]

Also sind die Verse, die von ein-und demselben Thema handeln, verteilt auf verschiedene Stellen innerhalb des Buches (des Korans). Wir werden später noch auf dieses Thema zurückkommen unter dem Titel ,,Weisheitsmuster.”

2. Das ,,Buch” (Al-Kitap):

Das Buch bedeutet das Zusammenstellen von verschiedenen Dingen oder das Verbinden von Buchstaben und Schreiben derselben, aber auch das Verknüpfen von ausgesprochenen Wörtern. Die Sätze, die aus vielen Wörtern bestehen, nennt man auch ,,Kitap” (Buch). Zudem kann eine Diskussion zwischen zwei oder mehr Personen auch als Buch bezeichnet werden. Jeder kurze oder lange Bericht macht ein Buch aus.

So gibt es keinen Unterschied zwischen den beiden Wörtern ,,Buch” und ,,Koran”. Der Beweis dafür ist der Vers 23 von Kapitel 39 (Az-Zumar), der besagt, dass Allah die beste ,,Verkündigung, ein Buch mit ähnlichen Zweiern” herabsandte:

:(39)سورة الزمر

بسم الله الرحمن الرحيم

اللَّهُ نَزَّلَ أَحْسَنَ الْحَدِيثِ كِتَابًا مُتَشَابِهًا مَثَانِيَ تَقْشَعِرُّ مِنْهُ جُلُودُ الَّذِينَ يَخْشَوْنَ رَبَّهُمْ ثُمَّ تَلِينُ جُلُودُهُمْ وَقُلُوبُهُمْ إِلَى ذِكْرِ اللَّهِ ذَلِكَ هُدَى اللَّهِ يَهْدِي بِهِ مَنْ يَشَاءُ وَمَنْ يُضْلِلِ اللَّهُ فَمَا لَهُ مِنْ هَادٍ (23).

(23) ,,Gott hat die schönste Verkündigung herabgesandt, ein Buch mit gleichartigen Worten (ÄHNLICHEN VERSEN) und (ZWEIERN) Wendungen. Es läßt die Frommen erschauern. Dann werden ihre Haut und ihr Herz weich beim Gedenken an Gott. Das ist Gottes Rechtleitung, mit der Er, wen Er will, rechtleitet. Wen Gott irregehen läßt, weil er trotzig auf seinem Unglauben beharrt, den kann niemand rechtleiten”.[10]

Ähnlichkeiten und Zweierverse sind offenbar Eigenschaften des Korans.

 3. Der ,,Vers” (Ayah):[11]

Ayah bedeutet ein hervorragendes Zeichen. Es ist auch die Summe von Sätzen, die von Allah im Koran formuliert wurden. Alles, was auf die Macht Allahs auf dieser Welt hindeutet, wird auch als Ayah bezeichnet. Wir finden also in unserer Umwelt und auch in uns selbst Ayat. Wir teilen die Verse Allahs in zwei Gruppen ein: Die erste ist die der ,,herab gesandten“ (im Koran), und die zweite die der ,,geschaffenen“ (wir und alles um uns herum). In Kapitel 41 Fussilat, Verse 52 – 53 sagt Allah, dass ER denjenigen, die nicht daran glauben, dass der Koran von Allah sei, seine Verse sowohl in ihrer Umwelt als auch in ihnen selbst zeigen wird, so dass sie dann anerkennen werden, dass der Koran wahr und Allahs Wort ist.

:(41)سورة فصلت

بسم الله الرحمن الرحيم

قُلْ أَرَأَيْتُمْ إِنْ كَانَ مِنْ عِنْدِ اللَّهِ ثُمَّ كَفَرْتُمْ بِهِ مَنْ أَضَلُّ مِمَّنْ هُوَ فِي شِقَاقٍ بَعِيدٍ (52) سَنُرِيهِمْ آيَاتِنَا فِي الْآفَاقِ وَفِي أَنْفُسِهِمْ حَتَّى يَتَبَيَّنَ لَهُمْ أَنَّهُ الْحَقُّ أَوَلَمْ يَكْفِ بِرَبِّكَ أَنَّهُ عَلَى كُلِّ شَيْءٍ شَهِيدٌ (53).

(52) „Sprich: ,Besinnt euch: Wenn es von Allah ist und ihr nicht daran glaubt – wer ist irrender als einer, der mit seiner Zwietracht weit gegangen ist?‘ (53) Wir werden sie Unsere Zeichen überall auf Erden und an ihnen selbst sehen lassen, damit ihnen deutlich wird, daß es die Wahrheit ist. Genügt es denn nicht, dass dein Herr Zeuge aller Dinge ist?”[12]

Die ,,geschaffenen” Verse machen die ,,herab gesandten” durch unwiderlegbare Beweise glaubhaft. Beide sprechen über die Natur des Menschen und die  Schöpfungsordnung. Deshalb  wird im Koran die Islamische Religion als die ,,Natur oder Schöpfungsordnung“ bezeichnet. In Kapitel 30 Ar-Rum, Vers 30, wird verlangt, dass Mohammed die ihm auferlegten Gebote und Verbote befolgen solle, da diese mit der ,,Natur“ des Menschen übereinstimmen.

:(30)سورة الروم

بسم الله الرحمن الرحيم

فَأَقِمْ وَجْهَكَ لِلدِّينِ حَنِيفًا فِطْرَتَ اللَّهِ الَّتِي فَطَرَ النَّاسَ عَلَيْهَا لَا تَبْدِيلَ لِخَلْقِ اللَّهِ ذَلِكَ الدِّينُ الْقَيِّمُ وَلَكِنَّ أَكْثَرَ النَّاسِ لَا يَعْلَمُونَ (30).

(30) ,,Wende dich deshalb der wahren Religion zu, frei von allen Irrlehren, die Gott Gefährten beigesellen! Das ist Gottes Naturgesetz, gemäß dem Er die Menschen erschaffen hat. Gottes Schöpfung ändert sich nicht. Das ist die wahre Religion. Doch die meisten Menschen wissen es nicht”.[13] 

Es gibt Leute, die den ,,herab gesandten” Versen keine Beachtung schenkten, aber durch intensives Studieren der Naturwissenschaften, also der ,,geschaffenen” Verse, zu vielen wissenschaftlichen Entdeckungen und Tatsachen gelangten.

Tatsächlich ist es so, dass der einzige Weg zum Erreichen und Begreifen der angewandten Naturwissenschaften, der Technik und der Philosophie das Studieren und Erforschen der ,,geschaffenen” Verse, der sog. Weltphänomene, ist.

Im üblichen Denken ist der Koran nur ein Religionsbuch, das Verhaltensmuster und Regeln beinhaltet, die mit Beten und Glauben zu tun haben. In Wirklichkeit sind die Verse, die solche Themen behandeln, nur wenige. Sie behandeln eigentlich vielmehr andere Themen als die oben erwähnten.

Es gibt nichts (in diesem Leben), was der Koran nicht erklärt hat,  so wie Allah dies in Kapitel Al-An’am (6), Vers 38, sagt, nämlich dass Er (Allah) im Buche alles erwähnte:

:(6)سورة الأنعام

بسم الله الرحمن الرحيم

وَمَا مِنْ دَابَّةٍ فِي الْأَرْضِ وَلَا طَائِرٍ يَطِيرُ بِجَنَاحَيْهِ إِلَّا أُمَمٌ أَمْثَالُكُمْ مَا فَرَّطْنَا فِي الْكِتَابِ مِنْ شَيْءٍ ثُمَّ إِلَى رَبِّهِمْ يُحْشَرُونَ (38).

(38) Es gibt kein Getier auf Erden und keinen Vogel, der auf seinen zwei Schwingen dahin fliegt, die nicht Gemeinschaften wären so wie ihr. Nichts haben Wir in dem Buch ausgelassen. Vor ihrem Herrn sollen sie dann versammelt werden.[14]

Aber, um zu verstehen, was jeder erwähnte Vers bedeutet, muss man die Umstände  kennen, bei denen diese Verse herabgesandt wurden  sowie die Verbindungen  der Zweierversen mit den Bestimmenden und den Ähnlichen Ayat sowie der Erklärung.

Dies gleicht den Verbindungen zwischen den Zahlen. Wir haben ja nur   zehn  Zahlen: von 1 bis 9. Alle Rechnungen werden ausschließlich mit diesen zehn Zahlen durchgeführt. Die Fähigkeit einer Person, eine Rechnung zu durchführen, hängt von ihrer Kenntnis über die Verbindungen dieser Zahlen miteinander ab.  So können sie manche im alltäglichen Leben beim Kauf und Verkauf gebrauchen, andere aber benutzen sie für viele komplizierte  astronomische, geometrische und physikalische  Rechnungen. Jeder erzielt so viele Vorteile wie seine Kenntnis es erlaubt.  

Dasselbe gilt auch für die Koranverse. Manche kennen  die Verbindungen der Verse miteinander nicht, aber sie haben Vorteile gemäß ihrer Kenntnis, andere jedoch sind Experten, was die Verbindungen der Verse angeht, so dass sie zu den detailliertesten und tiefsten Erkenntnissen gelangen.

Belkis, die Königin von Saba, verstand, dass sie nicht fähig war, gegen Salomon zu kämpfen, so verließ sie den Staat Jemen, um als Muslimin zu Salomon nach Jerusalem zu kommen.

Sie hatte in Jemen einen sehr großen Thron. Als er von ihr hörte, sammelte er seine Häupter und stellte ihnen die Frage,   wer ihm wohl den Thron von Jemen (nach Jerusalem) bringen könnte, bevor die Königin und ihre Leute zu ihm als Muslime kämen. So antwortete einer von den  ,,Dschinn“, er könne ihn bringen, bevor Salomon von seinem Platze aufstehe. Da sagte einer, der etwas Kenntnis von dem Buche (dem Alten Testament, Toura) wusste, dass er den Thron in der Dauer von weniger als einem Augenzwinkern bringen könne. Und tatsächlich war der Thron plötzlich bei Salomon, der, nachdem er ihn vor ihm sah, sagte, dass das von den Gaben Allahs sei, um ihn zu prüfen, ob er  Allah gegenüber dankbar sei. Dies wurde im Kapitel 27 Al-Naml, Vers 38 – 40 wiedergegeben:

:(27) سورة النمل

بسم الله الرحمن الرحيم

قَالَ يَا أَيُّهَا الْمَلَأُ أَيُّكُمْ يَأْتِينِي بِعَرْشِهَا قَبْلَ أَنْ يَأْتُونِي مُسْلِمِينَ (38) قَالَ عِفْرِيتٌ مِنَ الْجِنِّ أَنَا آتِيكَ بِهِ قَبْلَ أَنْ تَقُومَ مِنْ مَقَامِكَ وَإِنِّي عَلَيْهِ لَقَوِيٌّ أَمِينٌ (39) قَالَ الَّذِي عِنْدَهُ عِلْمٌ مِنَ الْكِتَابِ أَنَا آتِيكَ بِهِ قَبْلَ أَنْ يَرْتَدَّ إِلَيْكَ طَرْفُكَ فَلَمَّا رَآهُ مُسْتَقِرًّا عِنْدَهُ قَالَ هَذَا مِنْ فَضْلِ رَبِّي لِيَبْلُوَنِي أَأَشْكُرُ أَمْ أَكْفُرُ وَمَنْ شَكَرَ فَإِنَّمَا يَشْكُرُ لِنَفْسِهِ وَمَنْ كَفَرَ فَإِنَّ رَبِّي غَنِيٌّ كَرِيمٌ (40).

(38) ,,Er sagte: ,O ihr Vornehmen, wer von euch bringt mir ihren Thron, bevor sie in Ergebenheit zu mir kommen?'(39) Da sprach ein kraftvoller (Riese) von den Dschinn: ,Ich will ihn dir bringen, ehe du dich von deinem Feldlager erhebst; wahrlich, ich habe die Stärke dazu und bin vertrauenswürdig.'(40) Da sprach einer, der Kenntnis von der Schrift besaß: ,Ich bringe ihn dir innerhalb eines Augenzwinkerns von dir.‘ Und da er ihn vor sich stehen sah, sagte er: ,Dies geschieht durch die Gnade meines Herrn, um mich zu prüfen, ob ich dankbar oder undankbar bin. Und wer dankbar ist, der ist dankbar zum Heil seiner eigenen Seele; wer aber undankbar ist – siehe, mein Herr ist auf keinen angewiesen, Großzügig.'“[15]

Der Koran beschreibt so eine Person als jemanden, der ,,etwas” Kenntnis von dem Buche hat, und sagt nicht, dass dieser über die Wissenschaften des ganzen Buches kundig sei. Das ist sehr wichtig. Denn es ist nicht erforderlich, die Wissenschaften des ganzen Buches zu beherrschen; es reicht also aus, nur einen Teil des Wissens zu haben, der für das Holen von weit entfernten Dingen  notwendig ist. Heutzutage sind Forschungen im Gange, die versuchen, materielle Objekte zu entfernten Plätzen mittels Radiation zu schicken. Das gehört aber noch in den Bereich der ,,wissenschaftlichen” Phantasie (Science Fiction).

Wenn der Koran ein rein religiöses (und theoretisches) Buch wäre, wie manche behaupten wollen, hätte man ja nie die o. e. Verse verstehen können. Andere sagen, dass das Versetzen des Thrones von Jemen nach Jerusalem ein Wunder Salomons  sei. Es ist aber eine außergewöhnliche Aktion, die Allah einen seiner guten Diener aufgrund seines erlernten Wissens über das Buch, die Thora machen ließ.

Das Wunder ist nur den Propheten eigen, wird  ihnen aber nicht aufgrund ihres Willens gegeben. Es wird von Allah gewährt, und nur, wenn  Allah es will.

Wenn wir ebenfalls die Verse des Korans genauer studieren würden, wobei wir die von Allah im Koran vorgeschriebene Methodik  benutzen würden, dann kämen wir genauso zum soeben erwähnten Wissen. Die Grundbegriffe dafür sind die ähnlichen Verse, die Zweierverse sowie  die Erklärung (der Koranverse).

4 . Die ähnlichen Verse:

Ein Beispiel für die Bedeutung dieses Begriffes sind die folgenden Sätze:  ,,Der Mann ist wie ein Löwe”, ,,Der Mann ist wie ein Fuchs”. Das bedeutet nicht, dass er so aussieht, sondern dass er so kräftig und tapfer wie ein Löwe und so schlau und klug wie ein Fuchs ist. Diese Eigenschaften drücken sich somit klarer aus als wenn wir einfach  sagen: ,,Der  Mann ist kräftig und klug.

Der Vergleich ist hier sehr  wichtig, um Dinge zu klassifizieren. Die Klassen, die Gender und die Typen bestehen alle aus ähnlichen Komponenten. So sind das Gegessene, das Angezogene, das Angepflanzte, die Autos und die Haustiere nichts anders als je eine Sache, die, für sich allein,  aus Sammlung ähnlicher Teile besteht. Diese Teile kann man auch in verschiedenen Gendern oder Typen finden. Auf diese Weise unterscheiden sich die Wissenschaften und die Berufe voneinander. Dadurch wird alles bereitgestellt, was man braucht.

Das Wort ,,ähnlich” wurde im Koran in vier Versen erwähnt:

(1) Kapitel  Al-Bakara (2), Vers 25:

:(2) سورة البقرة

بسم الله الرحمن الرحيم

وَبَشِّرِ الَّذِينَ آمَنُوا وَعَمِلُوا الصَّالِحَاتِ أَنَّ لَهُمْ جَنَّاتٍ تَجْرِي مِنْ تَحْتِهَا الْأَنْهَارُ كُلَّمَا رُزِقُوا مِنْهَا مِنْ ثَمَرَةٍ رِزْقًا قَالُوا هَذَا الَّذِي رُزِقْنَا مِنْ قَبْلُ وَأُتُوا بِهِ مُتَشَابِهًا وَلَهُمْ فِيهَا أَزْوَاجٌ مُطَهَّرَةٌ وَهُمْ فِيهَا خَالِدُونَ (25).

(25) ,,Übermittle den Gläubigen, die gute Werke verrichten, die fröhliche Botschaft, daß Gott sie mit Paradiesgärten belohnen wird, unterhalb derer Flüsse fließen! Wenn sie Früchte erhalten, sagen sie: „Diese ähneln in Form und Art jenen, die wir früher auf Erden bekommen haben.“ Doch sie sind nur ähnlich. Reine, makellose Gattinnen werden sie dort haben. Im Paradies werden sie ewig bleiben”.[16]

(2) Kapitel  Al-Bakara (2), Vers 118:

:(2) سورة البقرة

بسم الله الرحمن الرحيم

 وَقَالَ الَّذِينَ لَا يَعْلَمُونَ لَوْلَا يُكَلِّمُنَا اللَّهُ أَوْ تَأْتِينَا آيَةٌ كَذَلِكَ قَالَ الَّذِينَ مِنْ قَبْلِهِمْ مِثْلَ قَوْلِهِمْ تَشَابَهَتْ قُلُوبُهُمْ قَدْ بَيَّنَّا الْآيَاتِ لِقَوْمٍ يُوقِنُونَ (118).

(118) ,,Die unwissenden Araber sagen: „Wie wäre es, wenn Gott zu uns spräche? Oder wenn zu uns ein sinnfälliges Wunder käme? “ So haben auch die Ungläubigen früher geredet. Die Herzen der Ungläubigen ähneln einander. Wir haben die Verse für die Menschen klargemacht, die sich der Wahrheit ergeben”.[17]

 (3) Kapitel Al-Anaam (6), Vers 141:

:(6)سورة الأنعام

بسم الله الرحمن الرحيم

وَهُوَ الَّذِي أَنْشَأَ جَنَّاتٍ مَعْرُوشَاتٍ وَغَيْرَ مَعْرُوشَاتٍ وَالنَّخْلَ وَالزَّرْعَ مُخْتَلِفًا أُكُلُهُ وَالزَّيْتُونَ وَالرُّمَّانَ مُتَشَابِهًا وَغَيْرَ مُتَشَابِهٍ كُلُوا مِنْ ثَمَرِهِ إِذَا أَثْمَرَ وَآتُوا حَقَّهُ يَوْمَ حَصَادِهِ وَلَا تُسْرِفُوا إِنَّهُ لَا يُحِبُّ الْمُسْرِفِينَ (141).

(141) ,,Und Er ist es, Der Gärten wachsen läßt, mit und ohne Pfahlwerk, und die Dattelpalme und die Getreidefelder, deren Früchte von verschiedener Art sind, und Oliven- und Granatapfel-(Bäume), einander ähnlich und unähnlich. Esset von ihren Früchten, wenn sie Früchte tragen, doch gebet davon am Tage der Ernte (dem Armen) seinen Anteil, seid (dabei aber) nicht verschwenderisch! Wahrlich, Er liebt diejenigen nicht, die nicht maßhalten”.[18]

 (4) Kapitel Ali-Imran (3), Vers 7:  

سورة آل عمران (3):

بسم الله الرحمن الرحيم

 هُوَ الَّذِي أَنْزَلَ عَلَيْكَ الْكِتَابَ مِنْهُ آيَاتٌ مُحْكَمَاتٌ هُنَّ أُمُّ الْكِتَابِ وَأُخَرُ مُتَشَابِهَاتٌ فَأَمَّا الَّذِينَ فِي قُلُوبِهِمْ زَيْغٌ فَيَتَّبِعُونَ مَا تَشَابَهَ مِنْهُ ابْتِغَاءَ الْفِتْنَةِ وَابْتِغَاءَ تَأْوِيلِهِ وَمَا يَعْلَمُ تَأْوِيلَهُ إِلَّا اللَّهُ وَالرَّاسِخُونَ فِي الْعِلْمِ يَقُولُونَ آمَنَّا بِهِ كُلٌّ مِنْ عِنْدِ رَبِّنَا وَمَا يَذَّكَّرُ إِلَّا أُولُو الْأَلْبَابِ (7).

 (7) ,,Er ist es, Der dir das Buch herabgesandt hat. Darin sind eindeutig klare (bestimmte) Verse – sie sind die Grundlage des Buches – und andere ähnliche, die verschieden zu deuten sind. Doch diejenigen, in deren Herzen (Neigung zur) Abkehr ist, folgen dem, was darin ähnlich und verschieden zu deuten ist, um Zwietracht herbeizuführen und Deutelei zu suchen, (indem sie) nach ihrer abwegigen Deutung trachten. Aber niemand kennt ihre Deutung außer Allah. Diejenigen aber, die ein tief begründetes Wissen haben, sagen: „“Wir glauben wahrlich daran. Alles ist von unserem Herrn.““ Doch niemand bedenkt dies außer den Einsichtigen”.[19]

5. Die Zweierverse (Al-Methani):

Der Begriff ,,Zweierverse” ist die Übersetzung von dem arabischen Wort ,,Methani”, stellt die Plural-Form von ,,methna” (zwei)  dar, und es heißt, Gruppierungen aus Zweier-Einheiten: zwei, zwei, zwei… So bilden die ähnlichen Verse miteinander zweier Verbindungen.

Das Wort ,,Methani” wird in vier Versen erwähnt:

(1) Kapitel An-Nisaa (4), Vers 3:

:(4)سورة النساء

بسم الله الرحمن الرحيم

 وَإِنْ خِفْتُمْ أَلَّا تُقْسِطُوا فِي الْيَتَامَى فَانْكِحُوا مَا طَابَ لَكُمْ مِنَ النِّسَاءِ مَثْنَى وَثُلَاثَ وَرُبَاعَ فَإِنْ خِفْتُمْ أَلَّا تَعْدِلُوا فَوَاحِدَةً أَوْ مَا مَلَكَتْ أَيْمَانُكُمْ ذَلِكَ أَدْنَى أَلَّا تَعُولُوا (3).

(3) ,,Und wenn ihr fürchtet, nicht gerecht gegen die Waisen zu sein, so heiratet, was euch an Frauen gut ansteht, zwei (methna), drei oder vier; und wenn ihr fürchtet, nicht billig zu sein, (heiratet) eine oder was im Besitz eurer rechten (Hand ist). So könnt ihr am ehesten Ungerechtigkeit vermeiden”.[20]

(2) Kapitel Sabaa (34), Vers 46:

:(34) سورة سبأ

بسم الله الرحمن الرحيم

قُلْ إِنَّمَا أَعِظُكُمْ بِوَاحِدَةٍ أَنْ تَقُومُوا لِلَّهِ مَثْنَى وَفُرَادَى ثُمَّ تَتَفَكَّرُوا مَا بِصَاحِبِكُمْ مِنْ جِنَّةٍ إِنْ هُوَ إِلَّا نَذِيرٌ لَكُمْ بَيْنَ يَدَيْ عَذَابٍ شَدِيدٍ (46).

(46) „Sprich: „“Ich mahne euch nur an eines: daß ihr euch ernsthaft mit Allahs Sache – zu zweit (methna) oder einzeln – befaßt und dann nachdenken sollt. Es ist in eurem Gefährten (dem Propheten) keine Besessenheit; er ist für euch nur ein Warner vor einer bevorstehenden strengen Strafe.““”.[21]

 (3) Kapitel Fater (35), Vers 1:

:(35)سورة فاطر

بسم الله الرحمن الرحيم

الْحَمْدُ لِلَّهِ فَاطِرِ السَّمَاوَاتِ وَالْأَرْضِ جَاعِلِ الْمَلَائِكَةِ رُسُلًا أُولِي أَجْنِحَةٍ مَثْنَى وَثُلَاثَ وَرُبَاعَ يَزِيدُ فِي الْخَلْقِ مَا يَشَاءُ إِنَّ اللَّهَ عَلَى كُلِّ شَيْءٍ قَدِيرٌ (1

(1),,Gepriesen sei Gott, der Schöpfer der Himmel und der Erde, Der die Engel zu Boten machte mit zwei, drei und vier Flügeln! Er erweitert die Schöpfung, wie Er will. Gott kann alles”.[22]   

(4) Kapitel Az-Zumar (39), Vers 23:

سورة الزمر(39):

بسم الله الرحمن الرحيم

اللَّهُ نَزَّلَ أَحْسَنَ الْحَدِيثِ كِتَابًا مُتَشَابِهًا مَثَانِيَ تَقْشَعِرُّ مِنْهُ جُلُودُ الَّذِينَ يَخْشَوْنَ رَبَّهُمْ ثُمَّ تَلِينُ جُلُودُهُمْ وَقُلُوبُهُمْ إِلَى ذِكْرِ اللَّهِ ذَلِكَ هُدَى اللَّهِ يَهْدِي بِهِ مَنْ يَشَاءُ وَمَنْ يُضْلِلِ اللَّهُ فَمَا لَهُ مِنْ هَادٍ (23).

(23) ,,Gott hat die schönste Verkündigung herabgesandt, ein Buch mit gleichartigen Worten (ÄHNLICHEN VERSEN) und   Wendungen (ZWEIERVERSEN). Es läßt die Frommen erschauern. Dann werden ihre Haut und ihr Herz weich beim Gedenken an Gott. Das ist Gottes Rechtleitung, mit der Er, wen Er will, rechtleitet. Wen Gott irregehen läßt, weil er trotzig auf seinem Unglauben beharrt, den kann niemand rechtleiten”.[23]

Im Koran handelt es sich immer um zwei Sorten von Versen mit einem Thema. Der erste ist der Bestimmende, und der zweite der Erklärende, der die Bedeutung des ersten erklärt. Davon gibt es in verschiedenen Themen also eine Zweiergruppe, oder zwei Zweiergruppen oder sogar drei Zweiergruppen. Wer also mehr Verse mit dieser Zweierbeziehung findet, kann zu einer genaueren Bedeutung  gelangen.

6. Die Erklärung (Al-Taweel):

Mit Erklärung ist das Zurückführen einer Sache zur erstrebten Bedeutung gemeint, was wiederum das Zusammenfügen des ,,bestimmenden” Verses zum ,,erklärenden” verlangt. .

Die Erklärung wird auch von Abu-Mansur definiert,[24]  als Sammlung von verschiedenen Bedeutungen in klaren, unzweifelhaften Ausdrücken.

İm folgenden wollen wir die Verse, die den Begriff (Erklärung oder Al-Taweel) beinhalten, in vier Punkten studieren:

  1. Die Erklärung der Ereignisse in der Geschichte von Musa und Al-Khudr:

Der Prophet Moses begleitete Al-Khudr auf  einer Reise. Al-Khudr stellt aber eine Bedingung dafür, dass Moses ihn zwar begleiten darf, ihm jedoch keine Fragen stellen soll, wenn er etwas sieht, was ihm nicht gefällt, bis Al-Khudr selbst ihm die Gründe für die Geschehnisse erklärt.

Sie stiegen auf ein Schiff. Als das Schiff mitten auf See war, bohrte Al-Khudr ein Loch in den Grund des Schiffes, das er aber sofort vorläufig reparierte. Da fragte Moses sofort, warum er dies gemacht habe, er dachte, dass dieser  alle Leute, die an Bord waren, ertrinken wolle.

Später an Land trafen sie einen jungen Mann. Da tötete ihn Al-Khudr ohne erkennbaren Grund. Moses fragte entsetzt, warum er ihn getötet habe, ohne dass das Opfer etwas gemacht hatte. Dies, sagte Moses, sei ein ,,Verbrechen“.

Zuletzt  kamen beide in ein Dorf. Sie fragten die Leute, ob sie etwas zum Essen bekommen könnten. Niemand wollte ihnen helfen. Kurz danach kamen sie an eine Mauer, die alsbald zusammen brechen würde. Da baute sie Al-Khudr von Neuem auf.

Natürlich fragte hier auch Moses, warum er kein Entgelt dafür verlangte.

Aber somit hatte er seine letzte Chance verspielt, um weiter mit Al-Khudr reisen zu dürfen. Al-Khudr sagte, dass sie jetzt auseinander gehen müssten. Und er erklärte nun die Gründe seiner unverständlichen Taten:

,,Bezüglich des Schiffes wartete am Ziel-Hafen ein Herrscher, der jedes einwandfreie Schiff mit Gewalt beschlagnahmte. Ein Schiff mit Loch im Grund würde er nicht anfassen. Auf diese Weise konnten die armen Besitzer des Schiffes ihr Schiff behalten und ihr Lebensunterhalt weiter  verdienen”.

,,Der Junge, den ich tötete, hat sehr gläubige Eltern. Er würde sie zutiefst diskriminieren und auf die Straße werfen, wenn er groß würde. Aus diesem Grund wollte Allah ihn durch einen anderen,  viel besseren Sohn ersetzen”.

,,Die Mauer, die ich kostenlos wieder aufgebaut habe, gehörte zwei kleinen Kindern, deren Eltern sehr gläubig waren. Und es befand sich darunter ein Schatz für sie. Allah wollte, dass sie ihren wertvollen Schatz nicht verlieren und wiederfinden, wenn sie groß werden”.

İm Koran steht weiter geschrieben, dass Al-Khudr abschlieβend betonte, dass alles, was er gemacht habe, der Befehl Allahs sei und nicht nach seinem eigenen Ermessen gewesen sei. Somit sei alles geklärt und gedeutet worden, wozu Moses sich nicht gedulden konnte (Kapitel Al-Kahf 18, Verse 79 – 82):

:(18)سورة الكهف

بسم الله الرحمن الرحيم

قَالَ هَذَا فِرَاقُ بَيْنِي وَبَيْنِكَ سَأُنَبِّئُكَ بِتَأْوِيلِ مَا لَمْ تَسْتَطِعْ عَلَيْهِ صَبْرًا (78) أَمَّا السَّفِينَةُ فَكَانَتْ لِمَسَاكِينَ يَعْمَلُونَ فِي الْبَحْرِ فَأَرَدْتُ أَنْ أَعِيبَهَا وَكَانَ وَرَاءَهُمْ مَلِكٌ يَأْخُذُ كُلَّ سَفِينَةٍ غَصْبًا (79) وَأَمَّا الْغُلَامُ فَكَانَ أَبَوَاهُ مُؤْمِنَيْنِ فَخَشِينَا أَنْ يُرْهِقَهُمَا طُغْيَانًا وَكُفْرًا (80) فَأَرَدْنَا أَنْ يُبْدِلَهُمَا رَبُّهُمَا خَيْرًا مِنْهُ زَكَاةً وَأَقْرَبَ رُحْمًا (81) وَأَمَّا الْجِدَارُ فَكَانَ لِغُلَامَيْنِ يَتِيمَيْنِ فِي الْمَدِينَةِ وَكَانَ تَحْتَهُ كَنْزٌ لَهُمَا وَكَانَ أَبُوهُمَا صَالِحًا فَأَرَادَ رَبُّكَ أَنْ يَبْلُغَا أَشُدَّهُمَا وَيَسْتَخْرِجَا كَنْزَهُمَا رَحْمَةً مِنْ رَبِّكَ وَمَا فَعَلْتُهُ عَنْ أَمْرِي ذَلِكَ تَأْوِيلُ مَا لَمْ تَسْطِعْ عَلَيْهِ صَبْرًا (82).

(78) ,,Er sprach: ,Dies ist die Trennung zwischen mir und dir. Doch will ich dir die Deutung von dem sagen, was du nicht in Geduld zu ertragen vermochtest. (79) Was das Boot anlangt, so gehörte es armen Leuten, die auf dem Meer arbeiteten, und ich wollte es schadhaft machen, denn hinter ihnen war ein König, der jedes Boot kaperte. (80) Und was den Jüngling anlangt, so waren seine Eltern Gläubige, und wir fürchteten, er möchte Schmach über sie bringen durch Widersetzlichkeit und Unglauben. (81) So wünschten wir daß ihr Herr ihnen zum Tausch (ein Kind) gebe, besser als dieser an Lauterkeit und näher in (kindlicher) Zuneigung. (82) Und was nun die Mauer anlangt, so gehörte sie zwei Waisenknaben in der Stadt, und darunter lag ein Schatz für sie, und ihr Vater war ein Rechtschaffener gewesen; so wünschte dein Herr, daß sie ihre Volljährigkeit erreichen und ihren Schatz heben möchten, als eine Barmherzigkeit von deinem Herrn; und ich tat es nicht aus eigenem Ermessen. Das ist die Deutung dessen, was du nicht in Geduld zu ertragen vermochtest'“.[25]

Die Erklärung Al-Khudrs für Moses, warum er was gemacht habe,  vollzog sich durch das Verbinden der Tätigkeit mit ihrem Zweck.

Die Erklärung ist also die Suche nach der Ähnlichkeiten im ganzen Geschehen. Man hat ähnliche Ereignisse miteinander verbunden.

B ) Die Erklärung des Traums (Al-Ruya):

Der Traum wird im Koran in Kapitel Joseph (12), Verse 43 &.44 erwähnt:

:(12)سورة يوسف

بسم الله الرحمن الرحيم

وَقَالَ الْمَلِكُ إِنِّي أَرَى سَبْعَ بَقَرَاتٍ سِمَانٍ يَأْكُلُهُنَّ سَبْعٌ عِجَافٌ وَسَبْعَ سُنْبُلَاتٍ خُضْرٍ وَأُخَرَ يَابِسَاتٍ يَا أَيُّهَا الْمَلَأُ أَفْتُونِي فِي رُؤْيَايَ إِنْ كُنْتُمْ لِلرُّؤْيَا تَعْبُرُونَ (43)

 قَالُوا أَضْغَاثُ أَحْلَامٍ وَمَا نَحْنُ بِتَأْوِيلِ الْأَحْلَامِ بِعَالِمِينَ (44).

(43),,Einmal sagte der König: ,Ich sah im Traum sieben fette Kühe, die von sieben mageren gefressen wurden und sieben grüne und sieben verdorrte Ähren. Ihr Notabeln, deutet mir meinen Traum, wenn ihr Träume zu deuten wisst!‘ (44) Sie sprachen: ,Das sind sinnlose Traumvisionen. Wir können keine Träume deuten'“.[26]

Als der König im Traum sah, wie sieben fette Kühe sieben andere magere fraßen und sieben grüne, frische Ähren und andere getrocknete.

Er wollte wissen, was das bedeutete. Da seine Vornehmen es nicht wussten,  wurde dann Joseph gefragt. Er antwortete, dass die Bauern für die Dauer von sieben Jahren die Erde ununterbrochen bepflanzen sollten, dann sollten sie alles, was sie ernten, in deren Ähren aufbewahren, mit Ausnahme dessen, was sie verzehren. Der Koran sagte dazu in Kapitel 12 Joseph, Verse 47 &.48:

:(12)سورة يوسف

بسم الله الرحمن الرحيم

قَالَ تَزْرَعُونَ سَبْعَ سِنِينَ دَأَبًا فَمَا حَصَدْتُمْ فَذَرُوهُ فِي سُنْبُلِهِ إِلَّا قَلِيلًا مِمَّا تَأْكُلُونَ

(47) ثُمَّ يَأْتِي مِنْ بَعْدِ ذَلِكَ سَبْعٌ شِدَادٌ يَأْكُلْنَ مَا قَدَّمْتُمْ لَهُنَّ إِلَّا قَلِيلًا مِمَّا تُحْصِنُونَ

 (48) ثُمَّ يَأْتِي مِنْ بَعْدِ ذَلِكَ عَامٌ فِيهِ يُغَاثُ النَّاسُ وَفِيهِ يَعْصِرُونَ (49).

(47),,Joseph sprach: ,Ihr sollt sieben Jahre ununterbrochen Getreide anbauen. Was ihr erntet, lasst in den Ähren auf Lager, ausgenommen, was ihr an Nahrung braucht. (48) Dann kommen sieben harte Jahre, in denen ihr von den vorsorglich gelagerten Vorräten esst, ausgenommen eine kleine Menge, die ihr später als Saat braucht. (49) Darauf folgt ein segensreiches Jahr, in dem die Menschen mit Regen gesegnet werden und keltern und pressen können'“.[27]

So deutete Joseph die fetten Kühe mit Reichtum, das sieben Jahre andauern sollte und die mageren mit Armut, die ebenfalls sieben Jahre andauern würde. Die sieben frischen und die getrockneten Ähren waren ein bekräftigender Hinweis für diese Deutung. In der Zeit der Armut sollten dann die Leute verzehren, was sie (in den Ähren) aufbewahrt  hatten.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Deutung eines Traums  durch das Verbinden der entsprechenden Symbole, die man im Traum sieht, mit ähnlichen Ereignissen des wirklichen Lebens gemacht wird.

C) Die Erklärung des Lebens:

Die jetzige Welt ist ein Ort der Prüfung. Alles, was alltäglich passiert, hat einen Bezug zu dem, was am Tage der Auferstehung passieren wird. Dieser Bezug wird im Koran erklärt, in Kapitel Al-An’am (6), in Vers 160:

:(6)سورة الأنعام

بسم الله الرحمن الرحيم

مَنْ جَاءَ بِالْحَسَنَةِ فَلَهُ عَشْرُ أَمْثَالِهَا وَمَنْ جَاءَ بِالسَّيِّئَةِ فَلَا يُجْزَى إِلَّا مِثْلَهَا وَهُمْ لَا يُظْلَمُونَ (160).

(160) ,,Wer eine gute Tat vollbringt, bekommt zehnfachen Lohn, und wer eine böse Tat begeht, bekommt nur eine ihr gleiche Strafe. Keinem wird Unrecht getan.“

 ,,Wer etwas Gutes macht, so wird er ebenfalls mit ähnlich Gutem belohnt, aber zehnmal so viel, und wenn einer etwas Schlechtes macht, dann wird er ebenfalls mit ähnlich Schlechtem bestraft, aber nur einmal. Keiner wird umsonst bestraft.“

Das Wort ,,ebenfalls” oder ,,wie”, drückt eine Gleichheit oder Ähnlichkeit zwischen zwei Sachen aus. Wenn die Leute der Hölle bloß vergleichen würden, was sie in der der Hölle vorfinden mit dem, was sie in ihrem Leben Schlimmes getrieben hatten, dann würden sie zugeben, daß es die richtige und passende Strafe für sie ist. Wir verweisen in diesem Zusammenhang auf Kapitel Al-A’raf (7), Vers 53:

:(7)سورة الأعراف

بسم الله الرحمن الرحيم

هَلْ يَنْظُرُونَ إِلَّا تَأْوِيلَهُ يَوْمَ يَأْتِي تَأْوِيلُهُ يَقُولُ الَّذِينَ نَسُوهُ مِنْ قَبْلُ قَدْ جَاءَتْ رُسُلُ رَبِّنَا بِالْحَقِّ فَهَلْ لَنَا مِنْ شُفَعَاءَ فَيَشْفَعُوا لَنَا أَوْ نُرَدُّ فَنَعْمَلَ غَيْرَ الَّذِي كُنَّا نَعْمَلُ قَدْ خَسِرُوا أَنْفُسَهُمْ وَضَلَّ عَنْهُمْ مَا كَانُوا يَفْتَرُونَ (53).

(53) ,,Wollen sie etwa die Erfüllung der koranischen Verheißungen abwarten? An dem Tag, an dem die Erfüllung eintrifft, werden diejenigen, die das bereits vergessen hatten, sagen: „Die Gesandten unseres Herrn haben die Wahrheit verkündet. Haben wir keine Fürsprecher, die für uns Fürsprache einlegen, oder können wir wieder ins Diesseits zurückgeschickt werden, damit wir andere Werke als die, die wir verrichtet haben, vollbringen?“ Sie haben ihre Seelen verloren und gewiß nichts von dem wahr vorgefunden, was sie sich vorgelogen hatten”.[28]

D) Die Erklärung der Verse:

Zuvor wollen wir erstmal in Kürze die oben erwähnten drei Ereignisse hier zusammenfassen:

1) Die Erklärung ist das Verbinden von Fakten miteinander, welche Ähnlichkeiten aufweisen. Deswegen kann die Erklärung nur zwischen ähnlichen Fakten gemacht werden.  

2) In einer Erklärung sollte zumindest ein Fakt bereits bekannt sein. Moses kannte ja die Ereignisse, weil er sie miterlebt hatte. So wusste der König auch seinen Traum, weil er sich gut daran erinnern konnte. Jedoch wussten beide nicht, wie sie diese Erlebnisse mit wirklichen praktischen Fakten des Alltags zusammen verbinden sollten.

Moses geduldete sich nicht und gab sofort eine ,,Begründung“ für das Geschehene, obschon er die Wahrheit im Augenblick des Geschehens nicht wusste. Und so musste er leider auf die Begleitung Al-Khudrs verzichten. Erst dann erfuhr er die wahren Gründe der Handlungen von Al-Khudr selbst.

Ebenso konnten weder der König noch seine Gelehrten den Traum  deuten, bis Joseph ihn erklärte. Erst dann erfuhren sie alle die wahre Bedeutung des Traums.

Die Erklärung des jetzigen (niedrigen[29]) Lebens  ist verschieden von  den o. g., da hier beide ähnliche Fakten bekannt sind.  Der Mensch, der

die Mission Mohammeds kennt, weiß bereits, was ihn nach dem Tode erwartet. Wer Gutes tut, erlangt Gutes als Belohnung. Aber wer nur seinen Wünschen, Neigungen und Gelüsten folgt, der glaubt, ihm würde verziehen werden und stellt seine Taten so dar, als seien sie richtig und gut. Solche Leute werden die Wahrheit erfahren, wenn sie am Tage der Auferstehung von Allah zur Rechenschaft gezogen werden. Da hilft aber dann die Reue nichts mehr. Gott sagt in Kapitel Al-Kahf (18), Vers 36, bezüglich des Besitzers der zwei Gärten, der das Recht Gottes ableugnete:

:(18)سورة الكهف

بسم الله الرحمن الرحيم

وَمَا أَظُنُّ السَّاعَةَ قَائِمَةً وَلَئِنْ رُدِدْتُ إِلَى رَبِّي لَأَجِدَنَّ خَيْرًا مِنْهَا مُنْقَلَبًا (36).

(36),,Ich glaube auch nicht, daß die Stunde der Auferstehung eintreten wird. Sollte ich doch auferweckt und vor meinem Herrn zurückgeführt werden, werde ich im Jenseits einen noch besseren Garten vorfinden“.[30]

So einer und seinesgleichen werden die Wahrheit dann erfahren, wenn sie vor Gott am Tage der Auferstehung stehen. Da ist es leider zu spät.

Jetzt wollen wir die folgenden Verse, die von der Erklärung sprechen, näher ansehen:

Allah sagt in Kapitel (3) Ali-Imran, Verse 7 – 8, dass Er Mohammed das Buch (den Koran) herab sandte, in dem einige klare bestimmende Verse die ,,Grundsubstanz“ des Buches darstellen, aber auch andere ähnliche.

:(3)سورة آل عمران

بسم الله الرحمن الرحيم

هُوَ الَّذِي أَنْزَلَ عَلَيْكَ الْكِتَابَ مِنْهُ آيَاتٌ مُحْكَمَاتٌ هُنَّ أُمُّ الْكِتَابِ وَأُخَرُ مُتَشَابِهَاتٌ فَأَمَّا الَّذِينَ فِي قُلُوبِهِمْ زَيْغٌ فَيَتَّبِعُونَ مَا تَشَابَهَ مِنْهُ ابْتِغَاءَ الْفِتْنَةِ وَابْتِغَاءَ تَأْوِيلِهِ وَمَا يَعْلَمُ تَأْوِيلَهُ إِلَّا اللَّهُ وَالرَّاسِخُونَ فِي الْعِلْمِ يَقُولُونَ آمَنَّا بِهِ كُلٌّ مِنْ عِنْدِ رَبِّنَا وَمَا يَذَّكَّرُ إِلَّا أُولُو الْأَلْبَابِ (7) رَبَّنَا لَا تُزِغْ قُلُوبَنَا بَعْدَ إِذْ هَدَيْتَنَا وَهَبْ لَنَا مِنْ لَدُنْكَ رَحْمَةً إِنَّكَ أَنْتَ الْوَهَّابُ (8).

(7) ,,Er ist es, der die Schrift auf dich herabgesandt hat. Darin gibt es (eindeutig) bestimmende Verse (aayaat muhkamaat) – sie sind die Urschrift (umm ul-kitaab) – und andere, mehrdeutige, ähnliche (mutaschaabihaat). Diejenigen nun, die in ihrem Herzen (vom rechten Weg) abschweifen, folgen dem, was darin mehrdeutig und ähnlich  ist, wobei sie darauf aus sind, (die Leute) unsicher zu machen und es (nach ihrer Weise) zu deuten. Aber niemand weiß es (wirklich) zu deuten außer Allah. Und diejenigen, die ein gründliches Wissen haben, sagen: ,Wir glauben daran. Alles (was in der Schrift steht) stammt von unserem Herrn (und ist wahre Offenbarung, ob wir es deuten können oder nicht).‘ Aber nur diejenigen, die Verstand haben, lassen sich mahnen. (8) ,Herr! Lass unser Herz nicht (vom rechten Weg) abschweifen, nachdem du uns rechtgeleitet hast! Und schenk uns Barmherzigkeit von dir! Du bist gewohnt zu schenken (al-wahhaab)’”.[31]

 

Eine nähere Erklärung der einzelnen Teile des o. e. Verses ist wie folgt:

*(1)هُوَ الَّذِي أَنْزَلَ عَلَيْكَ الْكِتَابَ مِنْهُ آيَاتٌ مُحْكَمَاتٌ هُنَّ أُمُّ الْكِتَابِ وَأُخَرُ مُتَشَابِهَاتٌ 

*(1) ,,Er ist es, der die Schrift auf dich herabgesandt hat. Darin gibt es (eindeutig) bestimmende Verse (aayaat muhkamaat) – sie sind die Urschrift (umm ul-kitaab) – und andere, mehrdeutige. ähnliche (mutaschaabihaat).“[32] 

Ähnlich bezeichnet gleichwertige Objekte. Um über Ähnlichkeit zu sprechen, muss man das Objekt und was ihm ähnelt, kennen. So ist es auch zwischen den bestimmenden  und den ähnlichen Versen. Folglich sind alle Verse in Koran ähnlich. Allah sagt in Kapitel Az-Zumar 39, Vers  23, dass Er die besten Reden herab sandte: ein Buch mit ähnlichen  und Zweierversen:

:(39)سورة الزمر

بسم الله الرحمن الرحيم

 اللَّهُ نَزَّلَ أَحْسَنَ الْحَدِيثِ كِتَابًا مُتَشَابِهًا مَثَانِيَ تَقْشَعِرُّ مِنْهُ جُلُودُ الَّذِينَ يَخْشَوْنَ رَبَّهُمْ ثُمَّ تَلِينُ جُلُودُهُمْ وَقُلُوبُهُمْ إِلَى ذِكْرِ اللَّهِ ذَلِكَ هُدَى اللَّهِ يَهْدِي بِهِ مَنْ يَشَاءُ وَمَنْ يُضْلِلِ اللَّهُ فَمَا لَهُ مِنْ هَادٍ(23).

(23) ,,Allah hat die beste Verkündigung (hadith) (die man sich überhaupt denken kann, als Offenbarung) herabgesandt, eine sich gleichartig wiederholende (ähnliche) Schrift (mit) Zweiererzählungen (mathaaniya), die diejenigen, die ihren Herrn fürchten, (zuerst) zum Schaudern bringt, hierauf (aber) an Leib und Seele besänftigt und dazu anhält, Allahs zu gedenken. Das ist die Rechtleitung Allahs. Er leitet damit recht, wen er will. Wen aber Allah irre führt, für den gibt es keinen, der ihn rechtleiten würde.” [33]


*
(2),,فَأَمَّا الَّذِينَ فِي قُلُوبِهِمْ زَيْغٌ فَيَتَّبِعُونَ مَا تَشَابَهَ مِنْهُ ابْتِغَاءَ الْفِتْنَةِ وَابْتِغَاءَ تَأْوِيلِهِ

*(2) ,,Diejenigen nun, die in ihrem Herzen (vom rechten Weg) abschweifen, folgen dem, was darin mehrdeutig und ähnlich  ist, wobei sie darauf aus sind, (die Leute) unsicher zu machen und es (nach ihrer Weise) zu deuten.“[34]

Allah sagt des Weiteren, dass diejenigen, welche irre geführte Herzen haben, eben nur ähnlichen Versen folgen, um den Koran gemäß ihren Wünschen zu erklären. Sie wollen, dass alle Menschen den falschen Weg einschlagen. Aber Allah alleine kann die Verse erklären, damit alle Menschen nur Allah dienen. Das ist in Kapitel 11 Hud, Verse 1 &.2 erwähnt:

:(11)سورة هود

بسم الله الرحمن الرحيم

الر كِتَابٌ أُحْكِمَتْ آيَاتُهُ ثُمَّ فُصِّلَتْ مِنْ لَدُنْ حَكِيمٍ خَبِيرٍ (1) أَلَّا تَعْبُدُوا إِلَّا اللَّهَ إِنَّنِي

.(لَكُمْ مِنْهُ نَذِيرٌ وَبَشِيرٌ (2)

ِِ(1),,Alr (alif lam ra). (Dies ist) eine Schrift, deren Verse (eindeutig) bestimmt und dann (im einzelnen) auseinandergesetzt sind, (und die) von einem her (kommt), der weise und (über alles) wohl unterrichtet ist, (2) (des Inhalts) daß ihr nur Allah dienen sollt – von ihm (gesandt) bin ich euch ein Warner und ein Verkünder froher Botschaft.“[35]

Moses falsche Deutung der von ihm erlebten Ereignisse mit Al-Khudr war der wesentliche Grund der Trennung von ihm. Ebenfalls kann eine falsche Deutung des Korans ein Grund fürs Abirren von Allahs Weg sein. Wenn Moses seine falschen Deutungen fortgeführt hätte, nachdem er die wahre Erklärung der Ereignisse mit Al-Khudr genau erfuhr, dann hätte er ein verirrtes (abschweifendes)  Herz.                                                              

Die bestimmten und die sie erklärenden anderen Verse befinden sich alle im Koran. Wer nun dem folgt, was seinen Wünschen und Gelüsten entspricht und Allahs Erklärungen übersieht, der muss ein irre geführtes Herz haben.

In der Überlieferung über Mohammed, erzählt man, dass einmal die Christen von Najran, einem Ort in Saudi-Arabien, Mohammed  fragten: „Sagtest Du eigentlich nicht, dass Jesus  Allahs Wort sei und  ihn von seiner Seele schuf?” Dieser antwortete: ,,Doch! Sie erwiderten dann: ,,Das reicht für uns vollkommen aus.” So sandte Allah danach einen Vers herab, der besagt, dass diejenigen, deren Herzen irregeführt wurden, dem Teil folgen, der ihren Wünschen am nächsten entspricht.  

Später wurde dann ein weiterer Vers in diesem Zusammenhang herabgesandt, der die Erschaffung Jesus unmissverständlich deutete und  dass Jesus für Allah wie Adam ist, den Er aus Staub (Erde) schuf, dann ihm befahl, zu sein, so ward er. Das ist der Vers 59 des Kapitels Ali- Imran 3, der lautet:

:(3)سورة آل عمران

بسم الله الرحمن الرحيم

 إِنَّ مَثَلَ عِيسَى عِنْدَ اللَّهِ كَمَثَلِ آدَمَ خَلَقَهُ مِنْ تُرَابٍ ثُمَّ قَالَ لَهُ كُنْ فَيَكُونُ (59).

(59),,Jesus ist (was seine Erschaffung angeht) vor Allah gleich wie Adam. Den schuf er aus Erde. Hierauf sagte er zu ihm nur: sei!, da war er”.[36]

Die Christen von Najran wollten ja nur den ersten Vers deuten und doch nicht den dazugehörigen, erklärenden und die Bedeutung ergänzenden Vers hinzunehmen. So missverstanden sie bewusst den Vers, der nur in Verbindung mit dem anderen dazugehörigen Vers richtig verstanden werden konnte und sollte.

Allah entsandte weitere Verse, die über die Eigenschaften solcher Leute sprechen. Vers 3 aus Kapitel 14 Ibrahim besagt, dass sie das jetzige, niedrige Leben dem Jenseits vorziehen, und den Weg Allahs blockieren, und davon abwendig machen, da sie die Menschen irreführen wollen. Sie seien wirklich weit entfernt von der Wahrheit:

:(14)سورة إبراهيم

بسم الله الرحمن الرحيم

الَّذِينَ يَسْتَحِبُّونَ الْحَيَاةَ الدُّنْيَا عَلَى الْآخِرَةِ وَيَصُدُّونَ عَنْ سَبِيلِ اللَّهِ وَيَبْغُونَهَا عِوَجًا أُولَئِكَ فِي ضَلَالٍ بَعِيدٍ (3).

(3),,Diejenigen, die das diesseitige Leben dem Jenseits vorziehen und (ihre Mitmenschen) vom Wege Allahs abhalten und wünschen, daß er krumm sei (statt gerade), die sind völlig im Irrtum.” [37] 

*(3) وَمَا يَعْلَمُ تَأْوِيلَهُ إِلَّا اللَّهُ وَالرَّاسِخُونَ فِي الْعِلْمِ يَقُولُونَ آمَنَّا بِهِ كُلٌّ مِنْ عِنْدِ رَبِّنَا وَمَا يَذَّكَّرُ إِلَّا أُولُو الْأَلْبَابِ.

*(3) ,,Aber niemand weiß es (wirklich) zu deuten außer Allah. Und diejenigen, die ein gründliches Wissen haben, sagen: ,Wir glauben daran. Alles (was in der Schrift steht) stammt von unserem Herrn (und ist wahre Offenbarung, ob wir es deuten können oder nicht).‘ Aber nur diejenigen, die Verstand haben, lassen sich mahnen.“

Allah sagt, dass nur Er die wahre Bedeutung und die Erklärung des Koran kennt; das heißt, dass sich die Erklärung des Koran im Koran selbst befindet, und dass wir deswegen nur Erklärungen machen dürfen, indem wir die im Koran erwähnte Methodik benutzen. Das wurde praktiziert bei der Erklärung Al-Khudrs für seine Taten, und ebenfalls bei der Erklärung Josephs für den Traum.

Die o. e. Aussage Gottes,, وَمَا يَذَّكَّرُ إِلَّا أُولُو الْأَلْبَابِ (Aber nur diejenigen, die Verstand haben, lassen sich mahnen)” am Ende des Verses deutet darauf hin, dass das Erlangen zu dieser Erklärung überhaupt möglich ist.

Gott erklärte die Eigenschaften der jenigen, die Verstand haben, in Vers 18 des Kapitels 39 Az-Zumur:

:(39)سورة الزمر

بسم الله الرحمن الرحيم

 الَّذِينَ يَسْتَمِعُونَ الْقَوْلَ فَيَتَّبِعُونَ أَحْسَنَهُ أُولَئِكَ الَّذِينَ هَدَاهُمُ اللَّهُ وَأُولَئِكَ هُمْ أُولُو الْأَلْبَابِ (18).

(18) ,,(Ihnen) die auf das Wort (der Offenbarung) hören und dem Besten davon folgen. Das sind diejenigen, die Allah rechtgeleitet hat. Sie sind es, die Verstand haben.“[38] 

Dies bedeutet nämlich, dass diese diejenigen sind, denen Gott die Weisheit gegeben hat. Gott sagt auch in Kapitel 2 Al-Bakara, Vers 269:

:(2)سورة البقرة

بسم الله الرحمن الرحيم

 يُؤْتِي الْحِكْمَةَ مَنْ يَشَاءُ وَمَنْ يُؤْتَ الْحِكْمَةَ فَقَدْ أُوتِيَ خَيْرًا كَثِيرًا وَمَا يَذَّكَّرُ إِلَّاأُولُو الْأَلْبَابِ(269).

(269) Er gibt die Weisheit, wem er will. Und wer die Weisheit erhält, erhält (damit) viel Gutes. Aber nur diejenigen, die Verstand haben, lassen sich mahnen.[39]

Zwischen den Versen, die ein bestimmtes Thema behandeln, gibt es Verbindungen und Abhängigkeiten, so dass sie gefunden werden können durch ein Team von Fachleuten und Spezialisten in der arabischen Sprachwissenschaft und in den Islamwissenschaften. Dieses Team, ( لِقَوْمٍ يَعْلَمُونَ,  das Bescheid weiß) kann sich dann mit den in diesen  Versen behandelten Themen auseinandersetzen. Diesbezüglich sagt Gott in Vers 3 des Kapitels 41 Fussilat:

:(41) سورة فصلت

بسم الله الرحمن الرحيم

 .(3) كِتَابٌ فُصِّلَتْ آيَاتُهُ قُرْآنًا عَرَبِيًّا لِقَوْمٍ يَعْلَمُونَ 

(3) eine Schrift, deren Verse (im einzelnen) auseinandergesetzt sind, ( – herabgesandt) als ein arabischer Koran, für Leute, die Bescheid wissen.[40]

4) Allah sagt in einem weiteren Abschnitt des gleichen Kapitels, dass die im Wissen vertieften Leute sagen, dass sie an Allah glauben und dass alles von ihm ist.       ( وَالرَّاسِخُونَ فِي الْعِلْمِ يَقُولُونَ آمَنَّا بِهِ كُلٌّ مِنْ عِنْدِ رَبِّنَا)

(Und diejenigen, die ein gründliches Wissen haben, sagen: ,Wir glauben daran. Alles (was in der Schrift steht) stammt von unserem Herrn (und ist wahre Offenbarung, ob wir es deuten können oder nicht)). 

Das Wissen bedeutet hier die Erklärung, nämlich dass die Verse zusammengefügt werden sollten, die das eine und gleiche Thema behandeln. Das kann nur Allah wissen und machen. Der Vers 114 in Kapitel 20 Taha besagt, dass sich Muhammad  bei der Erklärung des Korans nicht beeilen solle, bis er die erklärende Ergänzung von Allah bekommt.

:(20) سورة طه

بسم الله الرحمن الرحيم

فَتَعَالَى اللَّهُ الْمَلِكُ الْحَقُّ وَلَا تَعْجَلْ بِالْقُرْآنِ مِنْ قَبْلِ أَنْ يُقْضَى إِلَيْكَ وَحْيُهُ وَقُلْ رَبِّ زِدْنِي عِلْمًا (114). 

(114) Hoch erhaben ist Gott, Der wahre König. Beeile dich nicht, den Koran vorzutragen, bis die jeweilige Offenbarung abgeschlossen ist, sondern sage: „Gott, gewähre mir mehr Wissen!“[41]

Der o. e. Ausdruck ,,wir” deutet auf diejenigen Leute hin, die im Wissen vertieft sind und die an Allah glauben. Sie sind auch davon überzeugt, dass alles von ihm ist. Dies bedeutet wiederum, dass man keine sofortige Deutung (Erklärung) machen darf, erst dann, wenn sie den Befehlen Allahs entspricht. Gleichzeitig beten sie zu Gott, dass Er ihre Herzen nicht abschweifen lassen möchte: Vers 8, Kapitel 3 Ali-Imran:

:(3)سورة آل عمران

بسم الله الرحمن الرحيم

( رَبَّنَا لَا تُزِغْ قُلُوبَنَا بَعْدَ إِذْ هَدَيْتَنَا وَهَبْ لَنَا مِنْ لَدُنْكَ رَحْمَةً إِنَّكَ أَنْتَ الْوَهَّابُ (8)

(8) Herr! Laß unser Herz nicht (vom rechten Weg) abschweifen, nachdem du uns rechtgeleitet hast! Und schenk uns Barmherzigkeit von dir! Du bist gewohnt zu schenken.[42]

Der Koran beinhaltet sämtliche Erklärungen, die wir benötigen. Und nur wer die Methodik kennt, kann den Koran richtig deuten.

Schließlich gelangen wir jetzt zur Definition des Wortes ,,Erklärung“ für den Koran im Sinne des Korans:

Die Erklärung ist das Verbinden ,,ähnlicher“ Verse eines und des gleichen Themas  mit einem anderen bestimmten Vers, um zur ,,Weisheit“ zu gelangen.

Dies bringt uns zum Begriff der ,,Weisheit”.

7. Die Weisheit (Al-Hikma):

Die Weisheit ist eine geistige Fähigkeit (Begabung), die jemandem ermöglicht, ein richtiges Urteil zu fällen. Sie ist allen Propheten und vielen anderen Menschen von Allah gegeben worden. Allah erwähnt in Kapitel Al-Anaam (6), Vers 87, dass bereits 18 Propheten, angefangen von Noah bis Jesus die Weisheit gegeben hat. Er fügt noch deren Väter, Nachkommenschaft und  Brüder  hinzu.

:(6) سورة الأنعام

بسم الله الرحمن الرحيم

 وَمِنْ آبَائِهِمْ وَذُرِّيَّاتِهِمْ وَإِخْوَانِهِمْ وَاجْتَبَيْنَاهُمْ وَهَدَيْنَاهُمْ إِلَى صِرَاطٍ مُسْتَقِيمٍ(87) 

Auch welche von ihren Vätern, ihrer Nachkommenschaft und ihren Brüdern. Und wir haben sie erwählt und auf einen geraden Weg geführt.[43]

 

Die Weisheit, die Allah allen Propheten gegeben hatte, ist die richtige und wahre Beurteilung, die aus ,,dem Buch“ entnommen worden ist, so wie dies in Kapitel Ali-Imran (3), Vers 81, steht:

سورة آل عمران (3):

بسم الله الرحمن الرحيم

وَإِذْ أَخَذَ اللَّهُ مِيثَاقَ النَّبِيِّينَ لَمَا آتَيْتُكُمْ مِنْ كِتَابٍ وَحِكْمَةٍ ثُمَّ جَاءَكُمْ رَسُولٌ مُصَدِّقٌ لِمَا مَعَكُمْ لَتُؤْمِنُنَّ بِهِ وَلَتَنْصُرُنَّهُ قَالَ أَأَقْرَرْتُمْ وَأَخَذْتُمْ عَلَى ذَلِكُمْ إِصْرِي قَالُوا أَقْرَرْنَا قَالَ فَاشْهَدُوا وَأَنَا مَعَكُمْ مِنَ الشَّاهِدِينَ (81).

(81) „Und (damals) als Allah die Verpflichtung der Propheten entgegennahm (des Inhalts): Wenn immer ich euch eine Offenbarungsschrift oder Weisheit gebe und hierauf ein Gesandter zu euch kommt, der bestätigt, was euch (an Offenbarungen bereits) vorliegt, dann müßt ihr an ihn glauben und ihm helfen! Er sagte: „“Erkennt ihr (es) an und fühlt ihr euch mir gegenüber daran gebunden?““ Sie sagten: „“(Ja) wir erkennen (es) an.““ Er sagte: „“Dann bezeugt (es), und ich will mit euch Zeuge sein!“““[44]

Die Weisheit ist die Quelle der richtigen Beurteilung. Wenn das Wort die Weisheit im Nominativ steht, dann bedeutet sie ebenfalls eine richtige Beurteilung oder die Fähigkeit eines Menschen, falls er sie hat, ein richtiges und treffendes Urteil zu fällen. Die Propheten und die ihnen folgen, geben Urteile und Lösungen über Probleme der Menschen, entsprechend dem, was im Buche steht. Das liest man in Kapitel AL-Bakara (2), Vers 213::

:(2)سورة البقرة

بسم الله الرحمن الرحيم

 كَانَ النَّاسُ أُمَّةً وَاحِدَةً فَبَعَثَ اللَّهُ النَّبِيِّينَ مُبَشِّرِينَ وَمُنْذِرِينَ وَأَنْزَلَ مَعَهُمُ الْكِتَابَ بِالْحَقِّ لِيَحْكُمَ بَيْنَ النَّاسِ فِيمَا اخْتَلَفُوا فِيهِ  (213).

(213) ,,Die Menschen waren eine einzige Gemeinschaft. Dann entsandte Allah die Propheten als Bringer froher Botschaft und als Warner. Und Er offenbarte ihnen das Buch mit der Wahrheit, um zwischen den Menschen zu richten über das, worüber sie uneins waren”.[45]

Im Alten Testament (Thora), das ja auch ein Buch Allahs ist, stehen ebenfalls Urteile Allahs und Lösungen vieler der damaligen Probleme.  So sollte man alles so beurteilen, wie es Allah im Buche erklärt hat. Wer nicht gemäß Allahs Anordnungen zu einem Urteil kommt, gilt als ein Ungläubiger und ein Ungerechter; Kapitel Al-Maida (5), Verse 44 – 45:

:(5)سورة المائدة

بسم الله الرحمن الرحيم

 إِنَّا أَنْزَلْنَا التَّوْرَاةَ فِيهَا هُدًى وَنُورٌ يَحْكُمُ بِهَا النَّبِيُّونَ الَّذِينَ أَسْلَمُوا لِلَّذِينَ هَادُوا وَالرَّبَّانِيُّونَ وَالْأَحْبَارُ بِمَا اسْتُحْفِظُوا مِنْ كِتَابِ اللَّهِ وَكَانُوا عَلَيْهِ شُهَدَاءَ فَلَا تَخْشَوُا النَّاسَ وَاخْشَوْنِ وَلَا تَشْتَرُوا بِآيَاتِي ثَمَنًا قَلِيلًا وَمَنْ لَمْ يَحْكُمْ بِمَا أَنْزَلَ اللَّهُ فَأُولَئِكَ هُمُ الْكَافِرُونَ (44) وَكَتَبْنَا عَلَيْهِمْ فِيهَا أَنَّ النَّفْسَ بِالنَّفْسِ وَالْعَيْنَ بِالْعَيْنِ وَالْأَنْفَ بِالْأَنْفِ وَالْأُذُنَ بِالْأُذُنِ وَالسِّنَّ بِالسِّنِّ وَالْجُرُوحَ قِصَاصٌ فَمَنْ تَصَدَّقَ بِهِ فَهُوَ كَفَّارَةٌ لَهُ وَمَنْ لَمْ يَحْكُمْ بِمَا أَنْزَلَ اللَّهُ فَأُولَئِكَ هُمُ الظَّالِمُونَ (45).

(44) Wir haben (seinerzeit den Kindern Israel) die Thora herabgesandt, die (in sich) Rechtleitung und Licht enthält, damit die Propheten, die sich (Allah) ergeben haben (aslamuu), für diejenigen, die dem Judentum angehören, danach entscheiden, und (damit) die Rabbiner und Gelehrten (ahbaar) nach der Schrift Allahs entscheiden, soweit sie ihrer Obhut anvertraut worden ist. Sie waren (ja) Zeugen darüber. lhr sollt nicht die Menschen fürchten, sondern mich. Und verschachert meine Zeichen nicht! Diejenigen, die nicht nach dem entscheiden, was Allah (in der Schrift) herabgesandt hat, sind die (wahren) Ungläubigen.

(45) Wir haben ihnen darin vorgeschrieben: Leben um Leben, Auge um Auge, Nase um Nase, Ohr um Ohr, Zahn um Zahn, und Verwundungen (ebenso. In allen Fällen ist) Wiedervergeltung (vorgeschrieben). Wenn aber einer Almosen damit gibt (indem er auf die Ausübung der Wiedervergeltung verzichtet), dann sei ihm das eine Sühne (für Vergehen, die er sich hat zuschulden kommen lassen)! Diejenigen, die nicht nach dem entscheiden, was Allah (in der Schrift) herabgesandt hat, sind die (wahren) Frevler.[46]

Auch die Leute des Neuen Testamentes (Bibel) sollen ihre Urteile genau so fällen, wie es in ihrem Buch vorgeschrieben ist. Andernfalls gelten sie  als Verleumder von Gottes Befehlen (Kapitel Al-Ma’ida (5), Vers 47).

:(5)سورة المائدة

بسم الله الرحمن الرحيم

 وَلْيَحْكُمْ أَهْلُ الْإِنْجِيلِ بِمَا أَنْزَلَ اللَّهُ فِيهِ وَمَنْ لَمْ يَحْكُمْ بِمَا أَنْزَلَ اللَّهُ فَأُولَئِكَ هُمُ الْفَاسِقُونَ (47).

(47) Es soll das Volk des Evangeliums richten nach dem, was Allah darin offenbart hat; wer nicht nach dem richtet, was Allah hinabgesandt hat – das sind die Empörer.[47]

Auch der Prophet Muhammad  sollte seine Urteile gemäß dem, was im Koran steht, fällen. Allah warnte seinen Propheten in den Versen 49 – 50 des Kapitels Al-Maida (5) davor, den Wünschen von anderen oder eigenen Ideen und Gelüsten zu folgen:

:(5)سورة المائدة

بسم الله الرحمن الرحيم

وَأَنِ احْكُمْ بَيْنَهُمْ بِمَا أَنْزَلَ اللَّهُ وَلَا تَتَّبِعْ أَهْوَاءَهُمْ وَاحْذَرْهُمْ أَنْ يَفْتِنُوكَ عَنْ بَعْضِ مَا أَنْزَلَ اللَّهُ إِلَيْكَ فَإِنْ تَوَلَّوْا فَاعْلَمْ أَنَّمَا يُرِيدُ اللَّهُ أَنْ يُصِيبَهُمْ بِبَعْضِ ذُنُوبِهِمْ وَإِنَّ كَثِيرًا مِنَ النَّاسِ لَفَاسِقُونَ (49) أَفَحُكْمَ الْجَاهِلِيَّةِ يَبْغُونَ وَمَنْ أَحْسَنُ مِنَ اللَّهِ حُكْمًا لِقَوْمٍ يُوقِنُونَ (50).

 (49)Und du sollst zwischen ihnen nach dem richten, was von Allah herabgesandt wurde; und folge nicht ihren Neigungen, und sei vor ihnen auf der Hut, damit sie dich nicht bedrängen und von einem Teil dessen, was Allah zu dir herabgesandt hat, wegtreiben. Wenden sie sich jedoch (von dir) ab, so wisse, daß Allah sie für etliche ihrer Sünden zu treffen gedenkt. Wahrlich, viele der Menschen sind Frevler. (50)Wünschen sie etwa die Richtlinien der Dschahiliya[48]? Und wer ist ein besserer Richter als Allah für ein Volk, das fest im Glauben ist?[49]

Die Weisheit wird nicht nur den Propheten gegeben, sondern auch anderen Menschen (Al-Bakara (2), Vers 269).:

:(2)سورة البقرة

بسم الله الرحمن الرحيم

 يُؤْتِي الْحِكْمَةَ مَنْ يَشَاءُ وَمَنْ يُؤْتَ الْحِكْمَةَ فَقَدْ أُوتِيَ خَيْرًا كَثِيرًا وَمَا يَذَّكَّرُ إِلَّا أُولُو الْأَلْبَابِ (269):H 

(269)Er gibt die Weisheit, wem er will. Und wer die Weisheit erhält, erhält (damit) viel Gutes. Aber nur diejenigen, die Verstand haben, lassen sich mahnen.[50]

 Lukman wurde im Koran als ,,weise” bezeichnet, obwohl er kein Prophet war (Kapitel Lukman (31), Vers 12:

سورة لقمان(31):

بسم الله الرحمن الرحيم

وَلَقَدْ آتَيْنَا لُقْمَانَ الْحِكْمَةَ أَنِ اشْكُرْ لِلَّهِ وَمَنْ يَشْكُرْ فَإِنَّمَا يَشْكُرُ لِنَفْسِهِ وَمَنْ كَفَرَ فَإِنَّ اللَّهَ غَنِيٌّ حَمِيدٌ (12).

(12) Und wir haben doch (seinerzeit) dem Luqmaan die Weisheit gegeben (indem wir ihn aufforderten): Sei Allah dankbar! Wenn einer Allah dankbar ist, ist er es zu seinem eigenen Vorteil. Und wenn einer (ihm) undankbar ist (tut das Allah keinen Abbruch). Allah ist auf keinen angewiesen und des Lobes würdig. [51]

Bezüglich der Weisheit wurde von Muhammad  überliefert, dass er sagte, dass ein Mann wegen zweierlei Sachen beneidet werden könnte. Einmal, wenn er Geld habe und es so ausgebe, wie es Allah befohlen habe. Zum anderen, wenn er Weisheit bekomme und dementsprechend handle und sie andere lehrte.

A ) Der Weg zum Erreichen der Weisheit:  

Allah zeigt uns im Koran den Weg zur Weisheit, die hier bedeutet, zutreffend und richtig beurteilen zu können. In Kapitel Al-Nisaa (4), Vers 105, sagt ER, dass Er auf Muhammad  den Koran herab sandte, damit dieser unter den Menschen richtig urteile, so wie Er es ihm zeige.

:(4)سورة النساء

بسم الله الرحمن الرحيم

 إِنَّا أَنْزَلْنَا إِلَيْكَ الْكِتَابَ بِالْحَقِّ لِتَحْكُمَ بَيْنَ النَّاسِ بِمَا أَرَاكَ اللَّهُ وَلَا تَكُنْ لِلْخَائِنِينَ خَصِيمًا (105). 

(105) Wahrlich, zu dir haben Wir das Buch mit der Wahrheit niedergesandt, auf daß du zwischen den Menschen richten mögest, wie Allah es dir gezeigt hat. Sei also nicht ein Verfechter der Treulosen.[52]

D. h., die Methode zum Erlangen der Weisheit befindet sich sicher  im Koran. Darin befinden sich die gezielten und bestimmten Verse, die von Allah in einem anderen Abschnitt detailliert erklärt werden, mit dem Endzweck, dass Alle Menschen nur Allah dienen sollen. Dazu sagt Gott in Kapitel 11 Hud, Verse 1 – 2:

:(11) سورة هود

بسم الله الرحمن الرحيم

الر كِتَابٌ أُحْكِمَتْ آيَاتُهُ ثُمَّ فُصِّلَتْ مِنْ لَدُنْ حَكِيمٍ خَبِيرٍ (1) أَلَّا تَعْبُدُوا إِلَّا اللَّهَ إِنَّنِي لَكُمْ مِنْهُ نَذِيرٌ وَبَشِيرٌ (2).

(1) Alif, Lâm, Râa. Das ist ein Buch, dessen Verse eindeutig bestimmt, dann ausführlich dargelegt wurden von Gott, Dessen Weisheit und Wissen unermeßlich sind. (2) Mit diesem Buch Gottes ermahnst du die Menschen: „Ihr sollt keinem außer Gott dienen. Ich bin zu euch als Warner und Verkünder froher Botschaft gesandt worden.[53]

Ein bestimmter oder gezielter Vers ist also ein Vers, der das Urteil Allahs zusammenfasst. Und dann kommt ein anderer erklärender Vers, der detaillierte Auseinandersetzungen (Erklärung) bringt. Deswegen teilt man nun die Verse in ,,bestimmte“  und ,,ähnliche“ (erklärende Verse) ein.

Allah stellt eine Verbindung zwischen bestimmten und erklärenden Versen her, so dass ein  ,,Zweierversen-System“  entsteht.

Er bezeichnet auch sein Buch (Koran) als ,,Zweierverse“ (Mathani) in Plural-Form, um zu zeigen, dass die Verbindung nicht nur zwischen einem bestimmten Vers und einem ,,einzigen” erklärenden, sondern auch zwischen dem bestimmten und einem anderen zweiten erklärenden Vers existiert, aber eben in Zweier-Einheiten. Das bedeutet, dass ein bestimmter Vers erklärt werden kann in einem anderen Abschnitt im Koran durch mehrer andere Verse. Wenn wir also einen der erklärenden Verse mit dem ersten bestimmten Vers in Verbindung setzen, dann wird die Bedeutung verständlich erklärt. Wir finden ja auch eine erweiterte zusätzliche Erklärung durch einen anderen Vers als den vorherigen. Es entsteht also eine neue Verbindung zum neuen Vers, eben im Zweiersystem. Und so ist der Koran aufgebaut: Zweierversensystem (Mathani). Der Koran erklärt das o. e.  im Vers 114 des Kapitels 6 Al-Anaam wie folgt:

سورة الأنعام(6):

بسم الله الرحمن الرحيم

   أَفَغَيْرَ اللَّهِ أَبْتَغِي حَكَمًا وَهُوَ الَّذِي أَنْزَلَ إِلَيْكُمُ الْكِتَابَ مُفَصَّلًا وَالَّذِينَ آتَيْنَاهُمُ الْكِتَابَ يَعْلَمُونَ أَنَّهُ مُنَزَّلٌ مِنْ رَبِّكَ بِالْحَقِّ فَلَا تَكُونَنَّ مِنَ الْمُمْتَرِينَ (114).

(114) Soll ich mir denn einen anderen Schiedsrichter wünschen als Allah, wo er es doch ist, der die Schrift, klar auseinandergesetzt (mufassalan), zu euch herabgesandt hat? Diejenigen, denen wir (schon vor dir) die Schrift gegeben haben, wissen, daß sie von deinem Herrn mit der Wahrheit (zu dir) herabgesandt ist. Du darfst ja nicht daran zweifeln.[54]

 

Allah sagt auch in Kapitel Fussilat (41), Vers 3, dass das Buch, der arabisch geschriebene Koran, detaillierte Verse für wissende Leute  beinhaltet.

:(41) سورة فصلت

بسم الله الرحمن الرحيم

حم (1) تَنْزِيلٌ مِنَ الرَّحْمَنِ الرَّحِيمِ (2) كِتَابٌ فُصِّلَتْ آيَاتُهُ قُرْآنًا عَرَبِيًّا لِقَوم

يَعْلَمُونَ (3) 

(3) Eine Schrift, deren Verse (im einzelnen detailliert) auseinandergesetzt sind, (herabgesandt) als ein arabischer Koran, für Leute, die Bescheid wissen.[55]

  Detailliert ( فُصِّلَتْ ) hat hier im Arabischen zwei Bedeutungen. Einmal ist der Koran in Einheiten eingeteilt. Zum anderen ist er voller Details und Erklärungen. Jeder klare (bestimmte) Vers bildet mit dem zweiten ähnlichen (erklärenden) Vers eine Einheit des Korans. Und so deutet der Koran  die Bedeutungen seines Inhalts.

,,Bescheid wissende Leute” bedeutet, dass das Auffinden der oben beschriebenen Einheiten im Zweierversen-System nur durch gelehrte Leute geschehen kann.

Da der Koran alles zeigt und erklärt, so sollte er ähnlich den von Menschen geschriebenen Büchern sein. Seine Themen beschränken sich allerdings nicht nur auf eine ganz bestimmte Sache ein, sondern sie behandeln einfach alles mögliche. Wir können ihn mit einem Keyboard eines Computers vergleichen, das eigentlich begrenzte Zahlen und Buchstaben hat. Aber trotzdem können wir damit in der Tat  unbegrenzt viele Rechnungen machen und endlose  Texte schreiben. Die Bedingungen dafür sind nur, die Gebrauchsanweisung zu kennen und  die notwendigen Informationen, die man festhalten möchte. Es gibt aber natürlich einen Unterschied. Der Koran- Leser hat immer Nutzen davon, auch wenn er die bestimmten mit den ähnlichen Versen nicht verbinden konnte, weil der Koran wie eine voll blühende Weide für alle Menschen ist, von der jeder einen Nutzen hat, aber der Mehrwisser hat selbstverständlich viel mehr davon.

Der Prophet Muhammad  benutzte dieses Prinzip zur Deutung des Korans. Er brachte seinen Leuten die im Koran vorhandenen Weisheiten bei. Diese Weisheit, die er dem Koran entnommen hat, nennen wir Sunna.

Die Unkenntnis von der Sunna, der Gesamtheit der Verhaltensweisen Muhammads führte zu Widersprüchen zwischen Koran und Sunna. Und so ist der Weg zum Erlangen der Weisheit verloren gegangen. Aus diesem Grund wurden die Muslime nach der Epoche Muhammads und seiner Gefährten unfähig, eine passende Lösung für die entstehenden Probleme zu finden, weil sie die Möglichkeit verloren hatten, das Wissen aus dem Koran zu entnehmen.

Das Erlangen der Weisheit ist nur möglich durch die Auffindung der verborgenen Verbindungen innerhalb der Verse. Und das veranlasst uns dazu, die folgenden Verse (Kapitel Al-Qiyama (75), Verse 16-19) zu überdenken:

:(75)سورة القيامة

بسم الله الرحمن الرحيم

لَا تُحَرِّكْ بِهِ لِسَانَكَ لِتَعْجَلَ بِهِ (16) إِنَّ عَلَيْنَا جَمْعَهُ وَقُرْآنَهُ (17) فَإِذَا قَرَأْنَاهُ فَاتَّبِعْ قُرْآنَهُ (18) ثُمَّ إِنَّ عَلَيْنَا بَيَانَهُ (19).

(16) Rühre nicht deine Zunge mit dieser (Offenbarung), sie zu beschleunigen. (17) Uns obliegt ihre Sammlung und ihre Lesung. (18 ) Drum, wenn Wir sie lesen, folge ihrer Lesung; (19) Dann obliegt Uns ihre Erläuterung. [56]

Die oben erwähnten Verse besagen, dass Muhammad  sich nicht beeilen solle, wenn er den Koran vortrage, weil Allah ihn sammeln werde und ihm zeigen werde, wie er ihn lesen soll. Wenn er ihn dann aber vorlese, solle er auch praktizieren, was er lese. Allah werde den Koran erklären.

B) Weisheitsmuster (Beispiele):

Wir können Weisheit erlangen, wenn wir eine Gruppe von Versen studieren, die aus zwei Typen bestehen: den bestimmten und den ähnlichen. Wir nennen hier zwei Beispiele; das eine handelt von einer religiösen Pflicht, das andere von alltäglichen Verhaltensweisen im Leben.

1) Das Hin- und Herlaufen zwischen ,,As-Safa“ und ,,Al-Marwa“[57].

Wenn man nach Mekka geht, um die Pilgerfahrt (Hajj)[58] als ein islamisches Pflichtritual, oder als ein freiwilliger Besuch (Umra)[59] zu machen, dann soll man  nach Beendigung der Umkreisung von Mekka– zwischen diesen beiden Hügeln sieben Mal hin- und herlaufen. Vor dem Islam wurden zwei Götzen (Isaf und Naila) auf diesen zwei Hügeln aufgestellt. Darum haben die Muslime das Laufen zwischen diesen zwei Hügeln nicht mehr fortgesetzt. Später, in 6. Jahr nach Hidschra[60] Muhammads von Mekka nach Medina wurde der Vers 196 von Kapitel 2 Al-Bakara herabgesandt, der den endgültigen Befehl Allahs beinhaltet, dass sie Hajj und Umra für Allah vervollständigen sollen.

:(2)سورة البقرة

بسم الله الرحمن الرحيم

 وَأَتِمُّوا الْحَجَّ وَالْعُمْرَةَ لِلَّهِ  (196). 

(196) Und ihr vervollständigt die Pilgerfahrt und die Umra um Allahs willen.[61]

,,Vervollständigen” bedeutet aber, dass es etwas bei der Verrichtung des Hadsch und Umra fehlt. Dieser Vers erklärte aber nicht, was fehlt. Es muss also abgewartet werden, bis Gott einen anderen Vers herabsendet, der dann das Fehlende (Gefehlte) deutet. Im Vers 106, Kapitel 17 Al-Israa war schon der Befehl Gottes bekannt, dass Muhammad ständig abwarten muss, bis die komplette Bedeutung eines herabgesandten Verses geklärt wird. Hierzu sagt Gott:

:(17)سورة الإسراء

بسم الله الرحمن الرحيم

  وَقُرْآنًا فَرَقْنَاهُ لِتَقْرَأَهُ عَلَى النَّاسِ عَلَى مُكْثٍ وَنَزَّلْنَاهُ تَنْزِيلًا (106).

 (106) (Es ist) ein Koran, den wir abgeteilt haben, damit du ihn den Menschen in aller Ruhe vortragen kannst. Und wir haben ihn wirklich (als Offenbarung auf dich) hinabgesandt (wa-nazzalnaahu tanzielan).[62]

Er sagt im gleichen Rahmen im Vers 114 von Kapitel 20 Ta-Ha:

:(20)سورة طه

بسم الله الرحمن الرحيم

فَتَعَالَى اللَّهُ الْمَلِكُ الْحَقُّ وَلَا تَعْجَلْ بِالْقُرْآنِ مِنْ قَبْلِ أَنْ يُقْضَى إِلَيْكَ وَحْيُهُ وَقُلْ رَبِّ زِدْنِي عِلْمًا (114).

(114) Hoch erhaben ist Gott, Der wahre König. Beeile dich nicht, den Koran vorzutragen, bis die jeweilige Offenbarung abgeschlossen ist, sondern sage: „Gott, gewähre mir mehr Wissen!“ [63]

Ebenfalls sprechen die Verse 16 – 19 des Kapitels 75 Al-Qiyama vom gleichen Befehl:

 :(75)سورة القيامة

بسم الله الرحمن الرحيم

لَا تُحَرِّكْ بِهِ لِسَانَكَ لِتَعْجَلَ بِهِ (16) إِنَّ عَلَيْنَا جَمْعَهُ وَقُرْآنَهُ (17) فَإِذَا قَرَأْنَاهُ فَاتَّبِعْ قُرْآنَهُ (18) ثُمَّ إِنَّ عَلَيْنَا بَيَانَهُ (19).

(16) Rühre nicht deine Zunge mit dieser (Offenbarung), sie zu beschleunigen. (17) Uns obliegt ihre Sammlung und ihre Lesung. (18 )Drum, wenn Wir sie lesen, folge ihrer Lesung; (19) Dann obliegt Uns ihre Erläuterung.[64]

Einige Zeit danach wurde dann durch einen anderen Vers (Baqara 2, 158) geklärt, was hier zwecks Vervollständigung der Pilgerfahrt und Umra gemacht werden sollte, und dass war nämlich das Laufen zwischen den zwei Hügeln:

:(2)سورة البقرة

بسم الله الرحمن الرحيم

 إِنَّ الصَّفَا وَالْمَرْوَةَ مِنْ شَعَائِرِ اللَّهِ فَمَنْ حَجَّ الْبَيْتَ أَوِ اعْتَمَرَ فَلَا جُنَاحَ عَلَيْهِ أَنْ يَطَّوَّفَ بِهِمَا وَمَنْ تَطَوَّعَ خَيْرًا فَإِنَّ اللَّهَ شَاكِرٌ عَلِيمٌ (158).

(158) Gewiß, As-safa und Al-marwa gehören zu den von ALLAH (gebotenen) Riten. Wer zum Al-bait (Mekka) mit Hadsch oder ‚Umra pilgert, für den ist es keine Verfehlung, wenn er zwischen beiden hin- und herläuft. Und wer Freiwilliges tut, so ist ALLAH gewiß reichlich belohnend, allwissend.[65]

Wir verstehen davon, dass das Hin- und Herlaufen zwischen As-Safa und Al-Marwa für Allah, und nicht für die Götzen, ein wichtiger Teil der Hajj- und Umra-Zeremonie (Pflicht-Ritual)  ist. Der Prophet Muhammad  sagte in diesem Zusammenhang: ,,Laufet! (zwischen As-Safa und Al-Marwa), denn Allah hat euch das Laufen vorgeschrieben.”

Jetzt gibt es eine erste Gruppe, die nur die zugehörigen Verse als Beweis für ihr eigenes Verhalten nimmt. Andere aber nur die Aussagen Muhammads. Eine dritte Gruppe akzeptiert weder den Koran noch den Hadith[66]. Eine vierte konnte nicht den Hadith und die Verse unter einen Hut bringen. Und so gab es leider viele Auseinandersetzungen innerhalb der islamischen Gelehrten. Bis heute noch! Wenn aber alle beides: entsprechende Verse und Hadithe als eine zusammenhängende Einheit genommen hätten, dann kämen sie zum  richtigen Entschluss, dass das Hin- und Herlaufen zwischen As-Safa und Al-Marwa ein unentbehrlicher Bestandteil der Pilgerfahrt ist, ohne es die ganze Pilgerfahrt zunichte wäre.

2) Die Beaufsichtigung der Heirat:

Nachdem Allah im Koran diejenigen Frauen beschrieben hat, die man im Islam nicht heiraten darf, sagt Er des Weiteren in Kapitel 4 Al-Nisaa (Frauen), Vers 24, dass die Männer jede andere Frau heiraten dürfen, mit Ausnahme der o. e., nach einer gemachten Vereinbarung (finanziellen usw.) zwischen den zukünftigen Ehepaaren und mit der Absicht fürs ganze Leben zusammen zu bleiben:

:(4)سورة النساء

بسم الله الرحمن الرحيم

 وَالْمُحْصَنَاتُ مِنَ النِّسَاءِ إِلَّا مَا مَلَكَتْ أَيْمَانُكُمْ كِتَابَ اللَّهِ عَلَيْكُمْ وَأُحِلَّ لَكُمْ مَا وَرَاءَ ذَلِكُمْ أَنْ تَبْتَغُوا بِأَمْوَالِكُمْ مُحْصِنِينَ غَيْرَ مُسَافِحِينَ فَمَا اسْتَمْتَعْتُمْ بِهِ مِنْهُنَّ فَآتُوهُنَّ أُجُورَهُنَّ فَرِيضَةً وَلَا جُنَاحَ عَلَيْكُمْ فِيمَا تَرَاضَيْتُمْ بِهِ مِنْ بَعْدِ الْفَرِيضَةِ إِنَّ اللَّهَ كَانَ عَلِيمًا حَكِيمًا (24).

(24) Und (verwehrt sind euch) verheiratete Frauen außer denen, die ihr von Rechts wegen besitzt. Dies ist Allahs Vorschrift für euch. Und erlaubt ist euch außer diesem, daß ihr mit eurem Geld Frauen begehrt, zur Ehe und nicht zur Hurerei. Und gebt denen, die ihr genossen habt, ihre Brautgabe. Dies ist eine Vorschrift; doch soll es keine Sünde sein, wenn ihr über die Vorschrift hinaus miteinander eine Übereinkunft trefft. Seht, Allah ist Allwissend und Allweise.[67]

Der ähnliche Vers, der mit dem Heiraten (Nikah) zu tun hat, besagt, dass ihr die Sklavinnen nicht daran hindern sollt, wenn sie einmal heiraten wollen. Andernfalls würden sie vielleicht  zur Prostitution gezwungen.  Ihr wollt denn dadurch nur Reichtum des Diesseits haben!  (Kapitel Al-Nour 24, Vers 33):

:(24)سورة النور

بسم الله الرحمن الرحيم

 وَلْيَسْتَعْفِفِ الَّذِينَ لَا يَجِدُونَ نِكَاحًا حَتَّى يُغْنِيَهُمُ اللَّهُ مِنْ فَضْلِهِ وَالَّذِينَ يَبْتَغُونَ الْكِتَابَ مِمَّا مَلَكَتْ أَيْمَانُكُمْ فَكَاتِبُوهُمْ إِنْ عَلِمْتُمْ فِيهِمْ خَيْرًا وَآتُوهُمْ مِنْ مَالِ اللَّهِ الَّذِي آتَاكُمْ وَلَا تُكْرِهُوا فَتَيَاتِكُمْ عَلَى الْبِغَاءِ إِنْ أَرَدْنَ تَحَصُّنًا لِتَبْتَغُوا عَرَضَ الْحَيَاةِ الدُّنْيَا وَمَنْ يُكْرِهْهُنَّ فَإِنَّ اللَّهَ مِنْ بَعْدِ إِكْرَاهِهِنَّ غَفُورٌ رَحِيمٌ (33).

(33) Und diejenigen, die es sich nicht leisten können zu heiraten, sollen so lange Enthaltsamkeit üben, bis Allah sie durch seine Huld reich macht. Und wenn welche von euren Sklaven einen Freibrief haben wollen, dann stellt ihnen einen solchen aus, falls ihr eine gute Meinung von ihnen habt, und gebt ihnen etwas von dem Vermögen Allahs, das er euch gegeben hat! Und zwingt nicht eure Sklavinnen (fatayaat), wenn sie ein ehrbares Leben führen wollen, zur Prostitution, um (auf diese Weise) den Glücksgütern (`arad) des diesseitigen Lebens nachzugehen. Wenn (jedoch) jemand sie (wirklich dazu) zwingt, dann ist Allah gewiß nach ihrem erzwungenen Tun, barmherzig und bereit zu vergeben.[68]

Der ähnliche Vers, der von den geschiedenen Frauen handelt (Kapitel Al-Bakara, Vers 232), besagt, dass der Tutor einer geschiedenen Frau, nach verstrichener Wartezeit, diese nicht hindern soll, mit  ihrem früheren Ehemann eine neue Ehe einzugehen, wenn sie (beide) sich unter sich gemäß den Verordnungen Allahs einigen wollten:

:(2)سورة البقرة

بسم الله الرحمن الرحيم

وَإِذَا طَلَّقْتُمُ النِّسَاءَ فَبَلَغْنَ أَجَلَهُنَّ فَلَا تَعْضُلُوهُنَّ أَنْ يَنْكِحْنَ أَزْوَاجَهُنَّ إِذَا تَرَاضَوْا بَيْنَهُمْ بِالْمَعْرُوفِ ذَلِكَ يُوعَظُ بِهِ مَنْ كَانَ مِنْكُمْ يُؤْمِنُ بِاللَّهِ وَالْيَوْمِ الْآخِرِ ذَلِكُمْ أَزْكَى لَكُمْ وَأَطْهَرُ وَاللَّهُ يَعْلَمُ وَأَنْتُمْ لَا تَعْلَمُونَ (232).

(232) Wenn die Frauen nach ausgesprochener Scheidung und verstrichener Wartezeit eine neue Ehe mit dem gleichen Mann eingehen wollen, so dürft ihr (die ihr das Sagen über sie habt) das nicht verbieten, wenn beide Partner eine Versöhnung im Guten erzielt haben. Dazu werdet ihr, die ihr an Gott und den Jüngsten Tag glaubt, ermahnt. Für euch ist das segensreicher und reiner. Gott weiß alles, und ihr wißt nichts.[69]

Und zuletzt gibt es den Vers über verwitwete Frauen (Kapitel Al-Bakara, Vers 234), der besagt, dass Witwen nach dem Verstreichen der vorgeschriebenen Wartezeit nach dem Tode ihres Mannes – im Rahmen des von Allah Erlaubtem – alles machen darf, was ihr zur nochmaligen Heirat verhilft:

:(2)سورة البقرة

بسم الله الرحمن الرحيم

وَالَّذِينَ يُتَوَفَّوْنَ مِنْكُمْ وَيَذَرُونَ أَزْوَاجًا يَتَرَبَّصْنَ بِأَنْفُسِهِنَّ أَرْبَعَةَ أَشْهُرٍ وَعَشْرًا فَإِذَا بَلَغْنَ أَجَلَهُنَّ فَلَا جُنَاحَ عَلَيْكُمْ فِيمَا فَعَلْنَ فِي أَنْفُسِهِنَّ بِالْمَعْرُوفِ وَاللَّهُ بِمَا تَعْمَلُونَ خَبِيرٌ (234).

(234) Wenn diejenigen unter euch, die abberufen werden, Gattinnen hinterlassen, so sollen diese sich vier Monate und zehn Tage (auf Schwangerschaft hin) beobachten. Wenn die Zeit verstrichen ist, dürft ihr (die ihr das Sagen habt) ihnen nicht verbieten, über sich selbst zu verfügen (und zu heiraten), vorausgesetzt, daß das in Recht und Ehren geschieht. Gott weiß alles, was ihr tut.[70]

Von den vier o. e. Versen zusammen (Koran) entnahm der Prophet Muhammad  das richtige Urteil, dass die Eheschließung einen Tutor benötigt, ohne den die Heirat nicht  gilt.

Auch hier gingen die Meinungen der islamischen Gelehrten bedauerlicherweise stark auseinander. Sie hielten sich leider weder an das Buch (Koran) noch an die Sunna. So ist die allgemein vertretene Meinung der Hanafis, dass sie keinen Tutor für die Eheschließung fordern. Als Beweis hierfür bringen sie keinen Hadith, sondern nur einen Teil des Verses 234 des Kapitels 2 Al-Baqara:  

( فَإِذَا بَلَغْنَ أَجَلَهُنَّ فَلَا جُنَاحَ عَلَيْكُمْ فِيمَا فَعَلْنَ فِي أَنْفُسِهِنَّ),- ,,Wenn die Zeit verstrichen ist, dürft ihr (die ihr das Sagen habt) ihnen nicht verbieten, über sich selbst zu verfügen (und zu heiraten)” und sie vernachlässigten die Fortsetzung desseben Verses:  بِالْمَعْرُوفِ    ,,vorausgesetzt, daß das in Recht und Ehren geschieht”. Gerade dieser letzter Teil des Verses ist grundlegend dafür, das richtige Urteil abzulesen: Der komplette Vers bedeutet also, dass eine Witwe nach Beendigung der Pflichtwartezeit sich z. B. schminken und ihren Wunsch zur Wiederheirat in rechtlicher Weise  zeigen darf. Oder dass sie einer ehrenhafter Tätigkeit nachgeht, um an eine mögliche Heirat zu gelangen. Diese mögliche Eheschließung  soll ja dann unter Aufsicht eines Tutors stattfinden.

Die Hanafis brachten einen weiteren Beweis für ihre Behauptung, und das ist nur ein Teil des Verses 232 des Kapitels 2 Al-Baqara:  (أَنْ يَنْكِحْنَ أَزْوَاجَهُنَّ), (eine neue Ehe mit dem gleichen Mann eingehen wollen), und sie ließen hier den Anfang desselben Verses fallen, nämlich ( فَلَا تَعْضُلُوهُن), (so dürft ihr (die ihr das Sagen über sie habt) das nicht verbieten, wenn beide Partner eine Versöhnung im Guten erzielt haben). 

Denn jeder weiß, dass das Verbieten nur dem Tutor erlaubt ist, der das Recht für die Aufsicht der Eheschließung hat. Falls sie nun den gesamten Vers genommen hätten, würde er nicht mehr als Beweis gelten. Zusätzlich haben sie auch die im Vers erwähnte Bedingung fallen lassen: (إِذَا تَرَاضَوْا بَيْنَهُمْ بِالْمَعْرُوفِ)  (wenn beide Partner eine Versöhnung im Guten erzielt haben), weil nämlich hier die Notwendigkeit der Aufsicht der Eheschließung durch den Tutor liegt (stickt). Durch diese gewollte Aufsplitterung des Verses ging die Verbindung der einzelnen Teile und damit natürlich auch die wahre Bedeutung des Verses verloren. So ist der eigentliche Vers wirkungslos gemacht.                            

 

 

Die drei anderen Sekten: Al-Maliki, Asch-Schafi’i und Al-Hanbali beschlossen genau das Gegenteil von Al-Hanafi. Sie gaben dem Tutor das ganze Entscheidungsrecht über die Heirat und ließen die Frau nicht mitentscheiden. Dies führte  zum Zwang der Bezahlung des Tutors. Es führte auch zur Heirat von Frauen, die den ausgesuchten Mann nicht wollten und somit zu einem unglücklichen Leben verurteilt wurden. So etwas kann mit der Flucht der Frau mit einem Geliebten enden. Es kann sogar zu Selbstmord führen.

Andere gaben jedoch der Frau die ganze Entscheidungsgewalt über ihre Heirat, was wiederum zur Prostitution verschiedener Arten oder zur heimlichen Eheschließung führte.

Hätten wir aber die Verse (Koran) und die Hadithe (Sunna) richtig verstanden, wäre nichts von alledem passiert.

Zusammenfassend können wir sagen, dass der falsche Umgang mit dem Koran und das falsche Verständnis desselben uns daran hindern, an die Weisheit zu erlangen, die die zweit-wichtige Säule[71]  zur Verständnis des Islams ist. Ebenso führt die Trennung zwischen Buch und Sunna zu unlösbaren Problemen, obwohl sie zusammen die Quelle sein sollten, damit diese richtig gelöst werden. Die Muslime können nur dann wieder auf die Beine kommen, wenn sie ihre Religion, den Islam, richtig verstehen und zu den Prinzipien des Korans zurückkehren.

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Übersetzt ins Deutsch von

Asc. Prof. Dr. med. Abdulhamid Gehani

 

İstanbul, den 19.03.2016

Neu bearbeitet: 31.12.2016

Deutschsprachige Aufsicht:

Hatice Göktaş  


[1] M. A. Rassoul

[2] Azhar

[3] Zweierverse sind Zweier-Gruppen und d. h., jede Gruppe besteht aus zwei Versen.

[4] M. A. Rassoul ,,abgeändert”!

[5] M. A. Rassoul

[6] Azhar

[7] Azhar

[8] http://www.e-quran.com/index.html

[9] Azhar

[10]Azhar (abgeändert!)

[11] Ayah (mit ,,h” am Ende) ist in der arabischen Sprache die Singular-Form von Ayat (mit ,,t” am Ende) und bedeutet ,,Vers” oder eben ,,Verse” in plural.

[12] M. A. Rassoul

[13] Azhar

[14] M. A. Rassoul

[15]  M. A. Rassoul

[16] Azhar

[17] Azhar

[18] M. A. Rassoul

[19] M. A. Rassoul (abgeändert)

[20] M. A. Rassoul

[21] M. A. Rassoul

[22] Azhar

[23] Azhar (abgeändert!)

[24]Abu-Mansur ist der Autor des Buches ,,die Ausdrücke der (arabischen) Sprache passender machen”.

[25] Ahmadeyya

[26] Azhar

[27] Azhar

[28]  Azhar

[29] Das jetzige Leben wird im Islam als niedrig bezeichnet, verglichen mit dem anderen Leben nach dem Tode, weil es nur wenig Erfreuliches beinhaltet und mit dem Tod endet. Das andere Leben ist voller Freude und Glückseligkeit und währt ewig.

[30] Azhar

 

[31] Rudi Paret (abgeändert)

[32] Rudi Paret   

[33] Rudi Paret  (abgeändert)

[34] Rudi Paret   

[35] Rudi Paret

[36] Rudi Paret

[37] Rudi Paret

[38]  Rudi Paret

[39]  Rudi Paret

[40]  Rudi Paret

[41] Azhar

[42] Rudi Paret

[43]  Rudi Paret

[44]  Rudi Paret

[45] M. A. Rassoul

[46]  Rudi Paret

[47] Ahmadeyya

[48] Dschahiliya bezeichnet die Zeit vor dem Einbruch des Islams

[49] M. A. Rassoul

[50] Rudi Paret

[51] Rudi Paret

[52]  M. A. Rassoul

[53]  Azhar

[54] Rudi Paret

[55] Rudi Paret  (abgeändert)

[56]  Ahmadeyya

[57]Diese sind zwei Hügel, die in unmittelbarer Nähe zu Mekka (Al-Kaaba) liegen und  einen Zusammenhang mit der Geschichte vom Propheten Ismail  haben.    

[58]  Hajj, oder Hadsch nennt man die Wallfahrt oder Pflichtpilgerfahrt  zum Mekka (der Kaa’ba).

[59] Umra nennt man die freiwillige Besuchsfahrt  zum Mekka.

[60] Hidschra heißt die Reise Muhammads von Mekka nach Medina, nachdem ihn die ungläubigen von den Einwohnern Mekkas eingeengt hatten und ihn töten wollten. An diesem Tag startete das arabische Jahr ,,Hidschri” (von Hidschra)  

[61] Ahmadeyya

[62] Rudi Paret

[63]  Azhar

[64] Ahmadeyya

[65] Zaidan

[66] Al-Hadith ist alles, was der Prophet Muhammad erzählt und sagt.

[67] M. A. Rassoul

[68] Rudi Paret

[69] Azhar

[70] Azhar

[71] Die erste Säule des Islams ist die Summe der eindeutigen Versen, die klare Anweisungen beinhalten und keinen weiteren erklärenden Vers benötigen (Seite 3, Absatz 1,die gesehenen Verse) erwähnt.

. Die zweite Säule ist das Zusammenfügen der bestimmten mit den erklärenden Versen, um an die endgültige Bedeutung zu gelangen im sog. Zweierversensystem, also an die Weisheit zu kommen (Seite 5, Absatz 2, die ungesehenen Verse).

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